Titelbild „vom Aussterben bedroht 2026“: Roloway-Meerkatze

Um die Roloway-Meerkatze in der Natur zu finden, müsste man in den Süden der Elfenbeinküste oder Ghanas reisen – diese beiden westafrikanischen Staaten sind das einzige Vorkommen dieser Primatenart. Das kleine Vorkommensgebiet ist ohnehin schon keine gute Voraussetzung für das Überleben einer Art. Wenn dann noch weitere Bedrohungssituationen hinzukommen, wird es schwierig. Die Roloway-Meerkatze ist ein Baumbewohner, der dichte Wälder benötigt und für Veränderungen nur schwer anpassungsfähig ist. Je offener das Land ist, desto leichter wird diese Meerkatzenart Opfer von Bushmeat-Jägern und fällt auch umso leichter seinen Feinden wie Leoparden und Schimpansen zum Opfer. Dies ist aber gar nicht das größte Problem, sondern vielmehr die Abholzung der Wälder. Die Industrialisierung inklusive dem Bau der Infrastruktur, die für die Tiere unüberwindbare Schneisen in den Wald schlägt, sowie die Wandlung der Wälder in Farmland, sorgte dafür, dass die Anzahl an Roloway-Meerkatzen auf ca. 2.000 eingebrochen ist.

 

In der Natur leben Roloway-Meerkatzen in einer Haremsgruppe mit einem dominanten Männchen, mehrere Weibchen und deren Nachwuchs. Insgesamt sind es um die 15 Tiere, die eine Gruppe ausmachen. Ausgewachsene Männchen werden bis 60 cm groß plus 85 cm Schwanz, Weibchen bis 45 cm zzgl. 70 cm Schwanz.

 

Zoobesucher mögen beim Anblick des Tiers an die etwas bekanntere Dianameerkatze denken. Lange wurde die Roloway-Meerkatze auch als Unterart der Dianameerkatze angesehen, aber mittlerweile gilt sie als eigenständige Art. Optisch ist der längere Kinnbart der Roloway-Meerkatze das markanteste Unterscheidungsmerkmal.

 

 

ARTENPROFIL

Art: Roloway-Meerkatze
Unterart:
Wissenschaftl. Name Cercopithecus roloway
Vorkommen: Elfenbeinküste, Ghana
IUCN Status: vom Aussterben bedroht
Nachwuchs: 1 Jungtier nach 5 Monaten Tragzeit
Ernährung: Allesfresser – Früchte, Pflanzen, Blätter, Insekten
Feinde: Leoparden, Schimpansen, Menschen (Bushmeat-Jäger)
Lebenserwartung: ca 20-25 Jahre

 

September-Kalenderbild: Kiefernhäher

Hierzulande kennen wir den Eichelhäher, in Nordamerika lebt der Kiefernhäher. Beide gehören zu den Rabenvögeln, sind jedoch ansonsten nicht näher verwandt. Die Kiefernhäher sind eine von drei Arten, die zur Familie der Nussknacker zählen.

 

Ihr Vorkommen ist ziemlich genau beschränkt auf die Rocky Mountains und die Nebengebiete. Wie es der Name vermuten lässt, sind die Vögel auf Kiefern spezialisiert und benötigen daher Kiefernwälder als Lebensraum. Die Samen verschiedener Kiefernbäume sammelt er sich für den Winter an und ernährt sich von ihnen. Hinter der Zunge verfügt er über eine Hauttasche zur Aufbewahrung von Samen.

 

Der weiße Augenring und die gleichfarbige vordere Stirn verraten, dass es sich um einen adulten Vogel handelt. Bis auf die schwarzen Flügel ist der Häher ansonsten grau. Bei Jungvögeln ist auch der Augenring noch nicht vorhanden und einfarbig grau.

 

Üblicherweise sind Kiefernhäher standorttreue Vögel, wandern aber südwärts wenn die Kiefern keine Zapfen mehr haben. Allerdings ernähren sich Kiefernhäher nicht ausschließlich von den Samen der Kiefern. Insekten, Früchte, Nüsse, Eier und sogar kleine Säugetiere stehen ebenfalls auf dem Nahrungsplan.

 

ARTENPROFIL

Art: Kiefernhäher
Unterart:
Wissenschaftl. Name Nucifrage columbiana
Vorkommen: Nordamerika – Rocky Mountains und angrenzende Kiefernwälder
IUCN Status: Ungefährdet
Nachwuchs: 2-6 Eier im Frühjahr, 2-3 Wochen Brutzeit, 3-4 Wochen im Nest
Ernährung: Hauptsächlich Samen. Sonst auch Früchte, Beeren, Eier, Kleinsäuger
Feinde: Größere Raben, Greifvögel, am Boden Fuchs und Marder
Lebenserwartung: Max 17 Jahre

August-Kalenderbild: Rocky-Mountain-Maultierhirsch

Maultierhirsche kommen im Westen Nordamerikas vor. Sie werden aus ersichtlichen Gründen auch Großohrhirsche genannt. Die Bezeichnung Maultierhirsch ist eher einmal um die Ecke gedacht, denn ihre Ohren sollen an die großen Ohren von Maultieren erinnern.

 

Die etwa zwei Meter langen Hirsche haben eine Eigenart, die üblicherweise bei Antilopen zu finden ist, aber auch bei unseren Damhirschen vorkommt, nämlich der sogenannte Prellsprung. Dabei stoßen sie sich mit allen vier Beinen in die Höhe, womit sie auf der Flucht einen Hang hinauf springen und ihrem Feind entkommen können. Ansonsten müssen sich die Hirsche auf ihre Geschwindigkeit verlassen, die bis zu 60 kmh betragen kann.

 

Die Unterart des Rocky Mountain Maultierhirschs ist weit verbreitet entlang des benannten Gebirges. Sie zeigen sich dabei oft wenig scheu und können in einigen Orten sogar in den Vorgärten ruhend gefunden werden. Die Maultierhirsche leben dabei nach Geschlechtern getrennt in meist losen Verbunden. Bei den Weibchen sind Mutterfamilien der übliche Zusammenschluss. Erst in der Brunftzeit ändert sich das Verhalten wenn Männchen die Kontrolle über eine Gruppe weiblicher Hirsche gewinnen möchten.

 

Nach sieben Monaten Tragzeit bekommen die Weibchen üblicherweise Zwillinge. Die drei Tiere bilden eine Einheit bis die Mutter im Folgejahr kurz vor der nächsten Geburt steht, dann wird der ältere Nachwuchs fortgejagt und muss seiner Wege ziehen.

 

Maultierhirsche kreuzen sich in überlappenden Gebieten bisweilen mit Weißwedelhirschen. Deren Nachwuchs ist allerdings meist nicht langlebig, weil sie keine Prellsprünge beherrschen und langsamer sind als die unterartreinen Tiere, weswegen sie eher Prädatoren zum Opfer fallen. Probleme macht den Tieren die Chronic Wasting Disease, eine tödliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Dennoch ist der Bestand bei etwa 5 Millionen Tieren gesichert.

 

 

 

ARTENPROFIL

Art: Maultierhirsch
Unterart: Rocky-Mountain-Maultierhirsch
Wissenschaftl. Name Odocoileus hemionus hemionus
Vorkommen: USA, Kanada: Rocky Mountain Bereich von Yukon Territories bis Colorado
IUCN Status: Ungefährdet
Nachwuchs: Meist 2 Jungtiere, bei Erstgeburten häufig 1
Ernährung: Herbivor: Gräser, Pflanzen, Hölzer
Feinde: Kojoten, Wölfe, Füchse, Luchse, Vielfraße, Bären
Lebenserwartung: maximal 20 Jahre, wegen Bejagung und Prädatoren ist die Erwartung deutlich geringer

Juli-Kalenderbild: Kanadischer Biber

Die Familie der Biber besteht aus zwei Arten – dem Europäischen und dem Kanadischen Biber. Äußerlich unterscheiden sich die Arten nur wenig, weswegen manche den Kanadischen als Unterart des Europäischen Bibers betrachten, allerdings verfügen die Kanadische und Europäische Variante über eine unterschiedliche Anzahl an Chromosomen, was für zwei komplett unterschiedliche Arten spricht.

 

In der Tat ist der Kanadische Biber und nicht etwa ikonische Arten wie Elche, Grizzlies oder Eisbären das Nationaltier Kanadas. Auch wenn die nordamerikanische Version nach dem nördlichen Land benannt ist, kommt die Art auch in den USA und sogar im nördlichen Mexiko vor. Wegen des großen Ausbreitungsgebiets gilt der nordamerikanische Biber als ungefährdet. Auch die europäische Variante ist nicht bedroht, jedoch streng geschützt und darf nicht bejagt werden.

 

Biberfelle waren früher begehrte Artikel, u.a. für die Mützen. Durch die Bejagung dezimierte sich der Bestand drastisch. In der 30er Jahren des letzten Jahrhunderts traf man Schutzmaßnahmen für die Tiere und siedelte sie in einigen Regionen sogar wieder an. Seitdem die Nachfrage für Biberfelle gesunken ist, hat sich der Bestand normalisiert und ist so gesichert, dass im Gegensatz zu Europa eine reguläre Bejagung kein Problem darstellt.

 

Biber leben in monogamer Paarbindung mit ihrem Nachwuchs der letzten beiden Jahre im Familienverband. Die Paarungszeit ist im Winter, dreieinhalb Monate später kommt der schon sehr weit entwickelte Nachwuchs zur Welt. Es können bis zu sechs Jungtiere werden, im Normalfall sind es aber zwei oder drei Kleine. Nach etwa anderthalb Monaten verlassen sie erstmals den Bau. Schwimmen können sie von Natur aus, müssen aber das Tauchen erlernen.

 

Ein Vorkommen an Kanadischen Bibern gibt es auch in Südamerika auf der Insel Feuerland. Ähnlich wie hier bei Waschbären wurden dort Biber auf einer Farm zur Pelzgewinnung gehalten. Durch Ausbrüche gelangten Biber in die Freiheit und vermehrten sich dank fehlender Fressfeinde rasant. Das Halten Kanadischer Biber ist aus diesem Grund für Privatpersonen in Deutschland untersagt.

 

ARTENPROFIL

Art: Kanadischer Biber
Unterart:
Wissenschaftl. Name Castor canadensis
Vorkommen: USA, Kanada, Nord-Mexiko
IUCN Status: Ungefährdet
Nachwuchs: 2-6 Jungtiere, einmal jährlich, Tragzeit 3,5 Monate
Ernährung: Herbivor: Gräser, Pflanzen, Hölzer
Feinde: Wölfe, Bären. Junge Tiere auch Hundeartige, Greifvögel, Raubfische, Pumas, Alligatoren, etc.
Lebenserwartung: ca. 8 Jahre im Schnitt, in Einzelfällen bis 20 Jahre

 

Mai-Kalenderbild: Schneeziege

Ziegen sind den meisten als Hausziegen bekannt, aber selbstverständlich gibt es davon auch Wildformen. Die vor allem in Höhenlagen Kanadas vorkommende Schneeziege gehört allerdings nicht zu den Ziegenarten, die domestiziert wurden. Mit bis zu 1,20 m Länge und 160 kg Gewicht (Männchen) sind Schneeziegen deutlich schwerer und größer als die Nutztiervarianten. Ihre nächsten Verwandten sind wohl im asiatischen Bereich Takine, Seraus und Gorale, sowie in Europa Gämsen.

 

Das ursprüngliche Zuhause der Schneeziegen sind die Rocky Mountains von Alaska runter durch Kanada bis Idaho. Es gibt Populationen in südlichen US-Bundesstaaten wie Colorado, die aber dorthin exportiert wurden und keine natürlichen Vorkommen darstellen. Schneeziegen sind extrem gute Kletterer und leben in Höhenlagen bis 5.000 Meter bevorzugt an Steilhängen und Klippen. Die Tiere sind nicht sehr sozial. Die Männchen leben als Einzelgänger, Weibchen meist ebenfalls, gelegentlich aber auch in Kleingruppen.

 

Die Paarung findet in den Wintermonaten statt. Nach sechs Monaten kommt meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, wenngleich Zwillinge oder Drillinge auch mal vorkommen. Innerhalb von Stunden ist der Nachwuchs in der Lage zu laufen und zu klettern. Größter Gegner von Schneeziegen sind Pumas. Auf Jungtiere lauern mehr Gefahren, insbesondere auch durch Adler aus der Luft. Die Art gilt bei 50.000 bis 100.000 Tieren als nicht gefährdet, weil ihr Bestand stabil ist. Ihr Glück ist ihr unwirtlicher Lebensraum, der die Bejagung schwierig macht.

 

ARTENPROFIL

Art: Schneeziege
Unterart:
Wissenschaftl. Name Oreamnos americanus
Vorkommen: Kanada, USA
IUCN Status: nicht gefährdet
Nachwuchs: 1, seltener 2-3 Jungtiere, 6 Monate Tragzeit
Ernährung: Gras, Pflanzen, Salz
Feinde: Pumas, Jungtiere Steinadler, Luchse, Vielfraße, Grizzlies, Wölfe, Lawinen
Lebenserwartung: 12-15 Jahre, menschliche Obhut 16-20 Jahre

 

April-Kalenderbild: Präriebison

Bisons sind den meisten Menschen bekannt. Die Wildrinder stellen die größten Landsäugetiere Nordamerikas dar. Die Einordnung in zwei Unterarten ist umstritten, aber allgemein geht man davon aus, dass es Präriebisons und in den nördlicheren Regionen Kanadas Waldbisons gibt.

 

Wie es der Name schon sagt, leben Präriebisons in der offenen Prärie, wo sie entsprechend grasen können. Die Kühe leben mit dem Nachwuchs in Herden von bis zu 50 Tieren. Die Bullen sind Einzelgänger oder in Jungbullengruppen. Zur Brunst im Sommer schließen sich adulte Bullen einer Herde mit Ziel der Paarung an und es kommen dann zahlreiche Gruppen zu einer Großherde zusammen. Nach neun Monaten gebären die Kühe ihren Nachwuchs, meist ein Tier.

 

Bisonbullen kennen Aggressionsverhalten in mehreren Stufen. Oftmals werden Streitigkeiten schon durch Drohgebärden beseitigt, aber kommt es wirklich zum Kampf, wird es sehr heftig. Die Hornspitzen sind dabei gefährliche Waffen, die auch gezielt benutzt werden, um den Gegner zu verletzen oder zu töten. Durch Unterwerfungsgesten werden Kämpfe aber meist beendet.

 

Die Geschichte des Bisons dient als Mahnmal gegen sinnbefreite Jagd. Einst lebten 30 Millionen Bisons in Nordamerika, die von den Ureinwohnern zwar auch bejagt wurden, aber nie im mehr als notwendigen Ausmaß. Mit der Besiedlung Nordamerikas fand dann exzessive Bejagung statt – nicht, weil es irgendeinen Sinn ergab, sondern einfach, weil man es leicht konnte. Dank der Gründung des Yellowstone-Nationalpark im Jahr 1872 konnten sich dort Bestände erholen. Heute leben noch etwa 30.000 Präriebisons, also 0,1% ihres ursprünglichen Bestands! Diese leben in vielen unterschiedlichen kleinen Schutzgebieten, so dass es auch keine zusammenhängende Wildpopulation mit genetischem Austausch geben würden. Aus diesem Grund wird die Art weiterhin als potentiell gefährdet geführt.

 

Natürliche Feinde hat der Bison wenige. In erster Linie ist der Wolf zu nennen, der aber schon größere Rudel von um die zehn Tieren benötigt, um einen Bison zu erledigen. Auch Grizzlies können eine Gefahr für Bisons darstellen, Angriffe sind aber sehr selten.

 

Weiter nördlich in Kanada leben oder lebten Waldbisons, die einige äußerliche Unterschiede zum Präriebison aufweisen. Das Problem ist, dass auch diese bejagt und stark dezimiert wurden. Ihr Rückzugsgebiet war der Wood Buffalo National Park. Fatalerweise hat man dorthin Präriebisons umgesiedelt, so dass es zu einer Hybridisierung zwischen Wald- und Präriebisons gekommen ist. Aus diesem Grund ist sehr fraglich, ob es heute überhaupt noch unterartreine Waldbisons gibt. Bei den dort heute vorkommenden Tieren existieren welche, die wie typische Waldbisons aussehen, aber halt auch welche, die optisch Präriebisons näher stehen. In Kanada ist man stark bemüht diese Unterschiede herauszustellen, aber es ist fraglich, ob dies wissenschaftlich haltbar ist.

 

ARTENPROFIL

Art: Amerikanischer Bison
Unterart: Präriebison
Wissenschaftl. Name Bison bison bison
Vorkommen: USA, Kanada
IUCN Status: Potentiell gefährdet
Nachwuchs: 1, selten 2 Jungtiere, einmal jährlich, 9 Monate Tragzeit
Ernährung: Gras
Feinde: Wölfe, Mensch (Jagd), selten Grizzlies
Lebenserwartung: Natur ca 20 Jahre, in menschlicher Obhut ca 30 Jahre

März-Kalenderbild: Rocky-Mountain-Wapiti

Wapitis sind eine Hirschart, die in Nordamerika und Ostasien vorkommt. Nach den Elchen sind sie die zweitgrößten existierenden Hirsche. Dass die nordamerikanischen Wapitis vor den ostasiatischen entdeckt worden, sieht man eindeutig an der Namensgebung – denn die Bezeichnung Wapiti stammt von den Shawnee-Indianern und heißt „weißes Hinterteil“. Wenn man heute in Nordamerika unterwegs ist, muss man aufpassen, dass man die Begriff „moose“ und „elk“ nicht verwechselt. Wird dort vom Elk gesprochen, ist ein Wapiti gemeint und nicht etwa ein Elch, der wiederum mit Moose bezeichnet wird.

 

Historisch gesehen dürften die Wapitis aber eher aus Sibirien kommend in der letzten Eiszeit nach Nordamerika eingewandert sein. Die hier zu sehende Unterart der Rocky-Mountain-Wapitis leben von British Columbia und Alberta in Kanada runter bis nach Arizona und New Mexico in den USA. Man schätzt den Bestand der Unterart auf 750.000 Tiere ein. Die Art gilt als nicht gefährdet.

 

Die weiblichen Tiere leben die meiste Zeit des Jahres in teilweise sehr großen Herden zusammen, wo sie auch schwächere männliche Tiere aufnehmen. Die Herden sind dabei meist standorttreu und lösen sich zur Brunftzeit hin auf. Die Männchen liefern sich erbitterte Kämpfe um die Vorherrschaft im Revier, die auch durchaus tödlich enden können. In der Folge zieht das Männchen mit einem Harem von meist um die 20 Weibchen bis zu Beginn des Winters umher. Nach der Brunft dauert es nicht ganz neun Monate bis die Weibchen den Nachwuchs gebären, der dann ein halbes Jahr lang gesäugt wird.

 

Trotz der hohen Bestandszahlen sind Wapitis gleich einer ganzen Reihe an Gefahren ausgesetzt. Dies sind einmal die natürlichen Feinde wie Pumas, Wölfen und Grizzlies. Der Nachwuchs ist zudem durch Luchse, Schwarzbären und Kojote gefährdet. Der nordamerikanische Bestand hat auch mit der Chronic Wasting Disease zu kämpfen, die den Hirschbeständen zu schaffen macht. Hinzu kommt die Bejagung, die bei der Besiedlung Nordamerikas ähnlich wie bei den Bisons die Bestände fast schon vernichtet hätte, ehe eine Jagdregulierung es wieder ermöglichte, dass die Anzahl an Tieren steigen konnte.

 

ARTENPROFIL

Art: Wapiti
Unterart: Rocky-Mountain-Wapiti
Wissenschaftl. Name Cervus canadensis nelsoni
Vorkommen: Alberta, British-Columbis, USA bis nach New Mexiko/Arizona
IUCN Status: nicht gefährdet
Nachwuchs: 1, selten 2 Jungtiere, einmal jährlich
Ernährung: Hauptsächlich Gras, aber auch Laub, Obst, Knospen u.ä.
Feinde: Grizzlies, Wölfe, Pumas, Mensch (Jagd), Jungtiere auch Schwarzbären, Luchse
Lebenserwartung: Natur bis 15 Jahre, in menschlicher Obhut bis 25 Jahre

Januar-Kalenderbild: Kleines Streifenhörnchen

Auf dem Bild wirkt es richtig groß – um das zu Erreichen muss man schon recht nah an die Kleinen Streifenhörnchen kommen. Bei kleinen hektischen Nagern ist das nicht ganz so einfach. Aber am relativ dünn besuchten Ufer des Medicine Lake im Jasper Nationalpark liefen die kleinen Nager unbeeindruckt von den meisten sie nicht beachtenden Menschen umher.

 

10 Zentimeter misst das Kleine Streifenhörnchen zzgl einem fast gleichlangen Schwanz. Das Gewicht ist vergleichbar mit dem eines Zuchtwellensittichs. Das Vorkommen der Art ist in den westlichen USA sowie im mittleren und westlichen Kanada. Die Kleinen Streifenhörnchen sind primär bodenlebend und tagaktiv. Sie legen flache unterirdische Bauten mit mehreren Ausgängen an.

 

Die kleinen Nager sind recht anspruchslos, was Nahrung und Lebensraum angeht, daher sind sie auch weit verbreitet und nicht gefährdet. Für den Menschen sind sie allerdings etwas mit Vorsicht zu genießen, da sie auch für den Menschen empfängliche Krankheiten übertragen können. Dennoch sind sie natürlich aufgrund ihrer Lebhaftigkeit eine schön zu beobachtende Art wenn man sie findet.

 

ARTENPROFIL

Art: Kleines Streifenhörnchen
Unterart: Wahrscheinl. Tamias minmus oreocetes
Wissenschaftl. Name Tamias minimus
Vorkommen: West-USA, West- und Zentral-Kanada
IUCN Status: nicht gefährdet
Nachwuchs: 3-7 Jungtiere, einmal jährlich
Ernährung: Samen, Blätter, Früchte, Insekten, kleine Wirbeltiere
Feinde: hauptsächlich Falken, Eulen, kleine Marderarten
Lebenserwartung: max. 6 Jahre

 

Drill-Erhaltungszucht in Zoos – Interview mit Koordinator Fabian Krause (Erlebnis-Zoo Hannover)

„Rettet den Drill“ ist ein Projekt, das der Charity-Kalender in fast allen Jahren unterstützt hat. Die Drills sind eine in der Öffentlichkeit nahezu unbekannte Primatenart, die ausschließlich in Kamerun, Nigeria und auf der Insel Bioko (Äquatorial-Guinea) vorkommt, ihr IUCN-Status ist „stark gefährdet“. Ohne Zoos würde wohl kaum jemand von dieser schon in ihrer Heimat kaum bekannten Art wissen. Damit Arten in Zoos genetisch sinnvoll gemanaged werden können, ist ein Erhaltungszuchtprogramm notwendig, das federführend in einem  Zoo geführt werden muss – beim Drill liegt diese Aufgabe im Erlebnis-Zoo Hannover und bei EEP-Koordinator Fabian Krause. Über dessen Aufgaben haben wir uns unterhalten:

 

Charity Kalender: Herr Krause, vor einigen Jahren haben wir ein Interview mit Carsten Zehrer als Zuchtbuchführer für die Drills geführt. Nun haben Sie den Posten übernommen. Wie kam es zum Wechsel?

 

Fabian Krause: Die Koordination eines Erhaltungszuchtprogramms (EEP) bedeutet eine Menge Arbeit und die Koordinatoren sind in der Regel erst einmal Kurator, Zoologischer Leiter, Tierarzt oder Registrar. So kann es auch mal dazu kommen, dass man eine Aufgabe weitergeben muss. Die Koordination des Drill-EEPs wurde vakant und ich konnte mich mit meiner Erfahrung im Populationsmanagement, aber auch mit der Expertise meiner Kollegen in der Tierpflege in Sachen Drillhaltung und -zucht gegen einige Mitbewerber durchsetzen. Da das Drill-EEP im Zoo Hannover seinen Anfang genommen hat, freut es mich natürlich, dass dieses Programm wieder nach Hannover zurückgekehrt ist.

 

Mehr noch freut mich aber, dass der langjährige Koordinator Carsten Zehrer mir als stellvertretender EEP-Koordinator weiterhin zur Seite steht. Wir kennen uns lange und gut und seine Erfahrung mit der Population der Drills in den europäischen Zoos wird auch für unsere weitere Arbeit sehr wichtig bleiben.

 

 

CK: Seit wann beschäftigen Sie sich mit Drills / wie sind Sie mit dem Thema Drills in Kontakt gekommen?

 

Krause: Ich habe meine Zoo-Laufbahn 2011 hier in Hannover als Volontär begonnen und übernahm dann zwei Jahre später als Kurator unter anderem die Verantwortung für die Primaten im Erlebnis-Zoo. Wenn man wie ich einerseits ein starkes Interesse an Primaten und andererseits an der historischen Entwicklung der Zootierhaltung mitbringt, dann kommt man in Hannover an den Drills nicht vorbei. Nicht zuletzt auch wegen der engen Verknüpfung von Rettet den Drill e.V. und dem Erlebnis Zoo Hannover.

 

CK: Zum Zeitpunkt des letzten Interviews hielten 17 europäische Zoos ca 90 Drills. Inwiefern hat sich die Ausgangslage geändert?

 

Krause: In den europäischen Zoos leben aktuell 101 Drills in 14 Zoos. Die Anzahl der Halter wird sich aber in 2025 voraussichtlich wieder auf 17 erhöhen. Drei Zoos bereiten aktuell neue bzw. zu überarbeitende Anlagen für Drills vor. Um die Drill-Population in europäischen Zoos langfristig demografisch stabil halten zu können, benötigen wir etwa 150 Tiere. Dieses Ziel wurde 2023 im Long Term Management Plan für das Drill EEP formuliert.

 

CK: Bei einigen Tierarten in Zoos ist die Zucht nur sehr restriktiv möglich aufgrund des begrenzten Platzes. Wie ist die Situation bei den Drills in dieser Hinsicht – kann dort jeder Halter züchten, der möchte?

 

Krause: Nein, beliebig Züchten geht gar nicht. Die Kapazität Tiere zu halten, spielt dabei eine maßgebliche Rolle, innerhalb eines Zoos, aber auch über das europäische Netzwerk hinweg. Ziel muss sein, die Population noch etwas weiter zu vergrößern, um eine langfristig genetisch gesunde und stabile Population erhalten zu können. Dazu braucht es neben ausreichend Haltern auch eine größere Flexibilität der Haltung in den einzelnen Zoos, also beispielsweise die Möglichkeit Nachwuchstiere nach einigen Jahren vorrübergehend in einen separaten Kleingruppe zu halten, um sie dann wieder in eine Zuchtsituation zu transferieren.

 

CK: Welches sind die nächsten Ziele für das EEP, mit welchen Herausforderungen haben Sie zu kämpfen?

 

Krause: Mit der Anzahl der Halter hängen unmittelbar Flexibilität und Dynamik des Populationsmanagements zusammen. Dazu braucht es aber des Weiteren auch verschiedene Sozialgruppenstrukturen, wie zum Beispiel Bachelorgruppen. Mit diesen und auch mit Vergesellschaftungen von Drills mit anderen Tierarten müssen wir in der Zukunft mehr Praxiserfahrung sammeln. Die Vergesellschaftung von Drills und Brazza-Meerkatzen funktioniert sehr gut. In diesem Jahr haben beide Arten Jungtiere aufgezogen. Für den Erlebnis-Zoo ein toller Erfolg mit Vorbildcharakter, die dem Drill im Rahmen der Tierbestandsplanung anderer Zoos nochmal mehr Attraktivität verleiht.

 

CK: Drills sind nicht nur in Zoos selten zu sehen, sondern auch in der Natur eine stark gefährdete Art. Inwiefern besteht ein Austausch mit den Auffangstationen in Kamerun und Nigeria?

 

Krause: Das Drill-EEP ist seit jeher über „Rettet den Drill“ eng mit den Stationen in Kamerun und Nigeria verbunden. Der Austausch von Erfahrungen im Bereich der Tierhaltung aber auch tiermedizinischen Betreuung ist für beide Seiten wichtig. Ob in der Zukunft auch eine Kooperation im Sinne des Populationsmanagements aufgebaut werden, wage ich nicht zu sagen, denn für den Transfer von Tieren bestehen große politische und bürokratische Barrieren.

Sicher bin ich aber, dass die Drill-haltenden Zoos in Europa für die Arbeit der Stationen in Afrika einen Unterschied machen können. Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising ist ein fundamentaler Teil der Arbeit von Zoos in Richtung In situ Artenschutz. Und dabei helfen uns die Tiere in unserer Obhut.

 

Dezember-Titelbild: Keilkopf-Glattstirnkaiman

Der Keilkopf-Glattstirnkaiman gehört zur Familie der Alligatoren und lebt im tropischen Südamerika. Alligatoren unterscheiden sich von Krokodilen dadurch, dass sie kurze und breite Schnauzen besitzen. Innerhalb der Alligatoren unterscheidet man die eigentlichen Alligatoren (Mississippi- und China-Alligator) und die Gruppe der Kaimane.

 

Die Keilkopf-Glattstirnkaimane werden üblicherweise um die 1,50 m lang und 20 kg schwer, allerdings sind auch schon 2,30 m lange Tiere gefunden worden. Sie besitzen einen relativ kurzen, aber sehr kräftigen Schwanz. Ihr Vorkommen ist meist in bewaldeten Gebieten an Gewässern, in denen sie komplett untertauchen können. Oft verbringen sie den Tag an Land in Höhlen oder unter heruntergefallenen Baumstämmen. Direkte Sonneneinstrahlung meiden sie.

 

Die Geschlechtsreife erreichen männliche Tiere erst mit 20 Jahren, Weibchen mit 11 Jahren. Es werden 10-15 Eier gelegt. Der Inkubationszeitraum beträgt knapp vier Monate, in denen das Weibchen sich nicht weit vom Nest entfernt, um den Nachwuchs vor Beutegreifern zu schützen. Nach dem Schlupf verbringt es noch einige Wochen beim Nachwuchs, ehe sie auf sich alleingestellt sind.

 

Keilkopf-Glattstirnkaimane gelten nicht als gefährdet. Teilweise werden sie gefangen für den Heimtiermarkt, während ihre Haut nicht für die Lederindustrie brauchbar ist. Der Verlust des Lebensraums durch die Abholzung von Wäldern und Umweltverschmutzung durch Goldminen sind die größte Gefahr für die Art.

 

ARTENPROFIL

Art: Keilkopf-Glattstirnkaiman
Unterart:
Wissenschaftl. Name Paleosuchus trigonatus
Vorkommen: Guyana, Surinam, Bolivien, Brasilien, Peru, Kolumbien, Ekuador
IUCN Status: Nicht gefährdet
Nachwuchs: 10-15 Eier, meist einmal im Jahr
Ernährung: Säugetiere, Schlangen, Vögel, Fische, Echsen
Feinde: Jaguare
Lebenserwartung: die Angaben variieren, üblich wohl 30-40 Jahre

 

Schauplätze von „Wildlife of Canada 2025“: Waterton Lakes Nationalpark

Der Waterton Lakes Nationalpark befindet sich ganz im Südwesten von Alberta. 1895 gegründet zählt er zu den älteren kanadischen Parks, von der Größe mit 525 km² ist er relativ klein. Im Süden befindet sich direkt angrenzend der US-amerikanische Glacier Nationalpark in Montana (nicht zu verwechseln mit dem in British Columbia gelegenen kanadischen Glacier Nationalpark).

 

Von Calgary aus benötigt man zwischen 2,5 und 3 Stunden bis an Ziel. Die Fahrt führt durch die nicht sehr spannende Prärie bis man den in den Rocky Mountains liegenden Park erreicht. Zu Beginn des Parks befindet sich eine große Koppel, die man mit Schrittgeschwindigkeit befahren kann. Auf dem sogenannten Bison Loop wurden Bisons aus dem Elk Island Nationalpark wieder angesiedelt. Die Herde vermehrt sich dort kontrolliert.

 

Der einzige Ort im Nationalpark ist Waterton Park, gelegen am Waterton Lake. Etwa 160 Menschen plus Saisonarbeiter leben in dem Ort. Im Jahr kommen 450.000 Touristen in den Park, die vor allem in den Sommermonaten beherbergt werden wollen. Die nächsten Ortschaften sind sowohl in Kanada wie in den USA 45 Minuten entfernt – die isolierte Lage lässt sich der kleine Ort gut bezahlen. Es ist aber definitiv eine gute Ausgangsbasis für Erkundungen in dem Park. Sei es zu den Seen, zum Red Rock Canyon oder eine Bootstour auf dem Waterton Lake, die auch in den USA stoppt – um den als Europäer nutzen zu können, muss man im Vorfeld ein Touristenvisum beantragen, auch wenn es nur ein Kurzaufenthalt sein soll.

 

Schauplätze von „Wildlife of Canada 2025“: Elk Island Nationalpark

Der Elk Island Nationalpark liegt etwas mehr als eine halbe Stunde östlich von Edmonton und ist – wie es der Name sagt – berühmt für seine… ähm, Bisons?!?

Von vorn: es handelt sich um einen kleinen Park von etwas weniger als 200 km² Größe, der 1906 gegründet wurde. Maultierhirsche und Wapitis waren ursprünglich in dem Gebiet zuhause plus ein paar Elche. Zu dieser Zeit kamen keine Bisons dort vor. Im amerikanischen Englisch sind „elks“ Wapitis und nicht wie man meinen könnte Elche (moose), von daher gaben Wapitis dem Park seinen Namen. Präriebisons wurden einige Jahre später aus Montana importiert und vermehrten sich gut in dem umzäunten Nationalpark. In den 60ern siedelte man auch die selteneren und eigentlich in Kanada vorkommenden Waldbisons wieder an. Von der Topographie ist man in Edmonton in der Prärie angekommen, es ist also eben und nicht vergleichbar mit den Parks der Rocky Mountains.

Neben den Bisons kann man noch gut im und am Wasser lebende Vögel gut beobachten, denn es befinden sich einige Seen in dem Areal. So auch Nashornpelikane, die man vielleicht nicht unbedingt in Kanada vermuten würde.

Bis zu 400.000 Menschen besuchen jährlich den Park. Allerdings sind dies oft Tagesgäste aus Edmonton, keine Touristen wie in den Parks der Rocky Mountains. Es ist übrigens der einzige der vorgestellten Parks, wo man das Bärenspray nicht braucht.

Schauplätze von „Wildlife of Canada 2025“: Jasper Nationalpark

Vorweg aus aktuellem Anlass: die Waldbrände haben in diesem Jahr wieder gewütet und den Ort Jasper in Teilen zerstört. Aktuell ist die Stadt nicht zugänglich wie auch der Jasper Nationalpark gesperrt ist. Eine kurzfristige Hilfe ist dieser Bericht daher nicht!

 

Der Jasper Nationalpark liegt direkt nördlich vom Banff Nationalpark und geht fließend ineinander über. Auch dieser Nationalpark zählt zum Unesco Welterbe. Mit knapp unter 11.000 km² Größe ist er nochmal ein ganzes Stück größer als der südliche Nachbar. Die Gründung des Parks war 1907. Heute kommen 2,5 Millionen Besucher in diesen Park, also schon deutlich weniger als in den Banff Nationalpark – wenngleich er damit immer noch der Nationalpark mit den zweitmeisten Besuchern in Kanada ist. Durch die größere Entfernung von der menschlichen Zivilisation kann man hier noch deutlich besser die Tierwelt finden. Je weiter man in den Norden fährt, desto weniger Besucher hat man zu erwarten. Auch der 5.000 Einwohner zählende namensgebende Ort Jasper ist zwar touristisches Zentrum, aber bei Weitem nicht so überlaufen wie Banff.

 

Wenn man den Icefields Parkway von Banff kommend befährt, erreicht man schnell das Columbia Icefield. Hier ist es noch sehr touristisch, ein sehr großer Parkplatz und ein Besucherzentrum laden zu geführten Fahrten in den Gletscher ein. Auch ein gläserner Skywalk über dem Abgrund bietet Menschen ohne Höhenangst ein Abenteuer von dieser Stelle aus. Wasserfälle wie die Sunwapta Falls oder die Athabasca Falls finden sich unweit der Strecke. Ein Stop empfiehlt sich am Goats and Glacier Lookout. Mit etwas Glück findet man am Steilhang Schneeziegen, die hier am salzigen Gestein ihren Mineralhaushalt auffüllen.

 

Unweit von Jasper geht es ab in die Maligne Lake Road, wo es am Medicine Lake vorbei zum Maligne Lake geht. Die Chance auf Tiersichtungen ist an dieser Straße besonders groß. Auf dem Maligne Lake fahren in den Sommermonaten auch Boote, hier gibt es noch mal ein höheres Touristenaufkommen.

 

Der Jasper Nationalpark verläuft noch deutlich weiter nach Norden, die meisten werden hier jedoch den Highway 16 nehmen und Richtung Hinton den Park verlassen. Etwa 370 km östlich von Jasper erreicht man Edmonton, die Hauptstadt der Provinz Alberta.

 

 

Schauplätze von „Wildlife of Canada 2025“: Banff Nationalpark

Wenn man in Calgary ankommt, sieht man Richtung Westen bereits unschwer die Berge der Rocky Mountains in der Ferne. Etwa anderthalb Stunden sind es per PKW bis in den Ort Banff. Mit ganzen 6.000 Einwohnern ist Banff gewissermaßen die Metropole und Namensgeber der Banff Nationalparks. Der Ort selbst ist sehr touristisch ausgelegt – kein Wunder, denn der Park zieht im Jahr über 4 Millionen Besucher an, einen Großteil davon in den amerikanischen Sommerferien. Ein entsprechend hohes Preisniveau für Übernachtungen erwartet einen dort. Kurz vor dem Eingangstor zum Nationalpark befindet sich der 16.000 Einwohner zählende Ort Canmore, wo man zwar auch schon ordentliche Preise vorfindet, aber günstiger als in Banff.

 

Banff ist bei allem Tourismus ein sehr schöner Ort, von dem aus man ganz schnell in die Natur kommt. Der Bow River, der im späteren Verlauf in Calgary ein recht dünnes Flüsschen ist, fließt hier noch mit aller Macht entlang. Wer in die Natur raus möchte, sollte sich in Banff mit Bärenspray eindecken, das etwa 30 Euro kostet und am Gürtel befestigt werden kann. Je tiefer man in die Wälder vordringt, desto größer ist die Gefahr, dass man einem Grizzly oder Schwarzbären begegnen kann und sich im unwahrscheinlichen Angriffsfall schnell verteidigen muss.

 

Der Banff Nationalpark existiert seit 1885 und ist der älteste Nationalpark Kanadas. Er umfasst 6640 km² und ist seit 40 Jahren Unesco Welterbe. Der Trans Canada Highway – in Alberta der Highway 1 – führt aus Saskatchewan kommend durch Calgary über Banff und Lake Louise nach British Columbia. Lake Louise ist nicht nur ein weltberühmter See und eine populäre Touristendestination, sondern gleichzeitig ein kleiner Ort, an dem sich der Alberta Highway 93 abgabelt – besser bekannt als der Icefields Parkway, der später in den Jasper Nationalpark übergeht und als eine der schönsten Straßen der Welt bekannt ist.

 

Der Highway 1 führt natürlich unschwer erkennbar durch die Rocky Mountains, ist selber aber eine übliche Schnellstraße, die kein Nationalparkflair aufkommen lässt. Besser verlässt man nach Möglichkeit den Highway und wählt weniger befahrene Routen, wo man dann auch Chancen auf Tiersichtungen hat. Dies geht zum Beispiel kurz hinter Banff, wo der ehemalige Hauptweg – der heutige Highway 1A – abzweigt und bei Lake Louise wieder auf die Hauptstraße trifft.

 

Der eigentliche Lake Louise wie auch der beliebte Moraine Lake sind nicht mehr selber mit dem Auto zu erreichen. Um dorthin zu gelangen, muss man in Lake Louise ein Shuttle buchen, dessen Tageskapazität limitiert ist – ganz spontane Anreisen werden hier wahrscheinlich nicht gelingen. Für die Weiterfahrt empfiehlt sich die Tankstelle im Ort Lake Louise aufzusuchen, denn der nächste Ort Jasper liegt gut 250 km entfernt.

 

Wer Richtung British Columbia in den Westen möchte, fährt den Highway 1 weiter und kommt relativ schnell in den Yoho Nationalpark und kurz danach in den Glacier Nationalpark. Wen es Richtung Japser Nationalpark zieht, der biegt auf den spektakulären Icefields Parkway ab. Hier kommt man an einigen sagenhaft schönen Bergseen vorbei wie dem Hector Lake, dem Bow Lake – Ursprung des schon erwähnten Bow River – und dem Peyto Lake. Entlang der Strecke erreicht man die Grenze vom Banff zum Jasper Nationalpark.

 

Aus aktuellem Anlass eine Warnung: die Nationalparks sind Waldbrandgebiet. Der Jasper Nationalpark ist aus diesem Grund derzeit geschlossen, eine Umleitung ist eingerichtet.

 

November-Titelbild: Lisztaffe

Lisztaffen sind eine kleine Krallenaffenart, die ausschließlich in Wäldern in der Nähe der Karibikküste Kolumbiens vorkommen. Ihre markante Frisur gab ihr den deutschen Namen Lisztaffe – in Erinnerung an den Komponisten Franz Liszt, der eine ähnliche Haarpracht aufzuweisen hatte. Im Englischen war man nicht ganz so kreativ, aber immerhin hat es wegen der Ähnlichkeit zu den Kapseln einer Baumwollpflanze dort zum Cotton-top tamarin gereicht.

 

Die Verniedlichung wegen ihrer Größe und der prägnanten Frisur darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Art akut vom Aussterben bedroht ist. In zoologischen Einrichtungen sind Lisztaffen relativ häufig zu finden, aber in ihrem ursprünglichen Lebensraum schätzt man den Bestand auf nur noch 6.000 Tiere. Früher war der Fang als Labor- und Haustiere das größte Problem der Art – man geht von 40.000 Tieren aus, die dafür exportiert wurden. Heute ist es der drastisch schwindende Lebensraum, über drei Viertel ihres ursprünglichen Lebensraums sind zerstört, vornehmlich für Weideland, Holzgewinnung und die Ansiedlung von Palmölplantagen. Ohne Wälder können die kleinen auf Bäume angewiesenen Affen nicht existieren. Drei Schutzwälder sind ausgewiesen, der Populationsschwund wird dennoch auf 80% innerhalb von nur 20 Jahren eingeschätzt!

 

Lisztaffen leben in kleinen Familiengruppen von bis zu neun Tieren zusammen. An ihrer Spitze steht ein monogames Paar, ihrem Nachwuchs und unterrangigen Tieren. Zweimal jährlich kommen zwei Babys zur Welt, Weibchen werden nach gut anderthalb Jahren, Männchen nach zwei Jahren geschlechtsreif. Die Männchen beteiligen sich aktiv an der Aufzucht der Jungtiere. Ganz altruistisch ist die Hilfsbereitschaft allerdings nicht. Das Familienoberhaupt hat ein Interesse an möglichst rascher Verbreitung seiner Gene und durch die Entlastung des Weibchens kann dies schneller wieder tragend werden. Die untergeordneten Männchen profitieren bei ihrer Mithilfe durch eine gestiegene Stellung und Bindung. Gruppenmitglieder, die Hilfe verwehren, sinken dagegen im Standing und werden mitunter an den Rand der Gruppe gedrängt. Eine Familie beansprucht bis zu 10 Hektar Wald für sich. Ihre Nahrung besteht aus Insekten, Früchten, kleinen Wirbeltieren und Baumsäften.

 

ARTENPROFIL

Art: Lisztaffe
Unterart:
Wissenschaftl. Name Sanguinus oedipus
Vorkommen: Kolumbien
IUCN Status: vom Aussterben bedroht
Nachwuchs: zwei Jungtiere, zweimal jährlich
Ernährung: Insekten, Früchte, Baumsäfte, kleine Wirbeltiere
Feinde: vor allem der Mensch; im Tierreich Katzen, Marder, Greifvögel, Schlangen,
Lebenserwartung: ca 12 Jahre in der Natur, ca 18 Jahre in Zoos

 

Titelbild „Wildlife of Canada 2025“: Yellowstone-Elch

Elche kennt natürlich so gut wie jeder. Hierzulande bringen die meisten sie mit Skandinavien in Verbindung. Vielleicht hat man auch mitbekommen, dass sich gelegentlich auch einzelne Elche in Deutschland blicken lassen, die aus Polen und Tschechien über die Grenze kommen. Im Mittelalter waren Elche noch in Deutschland beheimatet, wurden aber ausgerottet. Zuhause sind Elche allgemein überall dort, wo es Taiga-Wälder gibt, also im Norden Europas, Asiens und Nordamerikas. Sie lieben kühle Temperaturen, halten es bis -50° C aus, haben eher Probleme mit Wärme.

 

Bei den Elchen handelt es sich um die größte lebende Hirschart mit bis zu 3 Meter Länge und 800 kg Körpergewicht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hirscharten sind Elche Einzelgänger mit Ausnahme der Mütter, die gut anderthalb Jahre mit ihrem Nachwuchs verbringen. Als Lebensraum bevorzugen Elche schwer zugängliche Waldgebiete, in denen sie sich gut auskennen, da sie als relativ schwerfällige Fluchttiere dort einen Vorteil gegenüber Beutegreifern haben.

 

Eine besondere Eigenschaft der Tiere kann man auf diesem Bild sehen, bzw erahnen, denn Elche sind die einzigen Hirsche, die unter Wasser fressen können. Wasserpflanzen sind beliebte Nahrung wegen des Mineralgehalts. Ansonsten mögen sie besonders junge Triebe. Dabei sind Elche sehr standorttreu und verlassen einen Ort meist erst dann wenn der Nahrungsvorrat dort erschöpft ist.

 

Paarungszeit ist im Herbst. Dort kommen mehrere Kühe zusammen, während die Bullen in der Brunft um die Möglichkeit zur Fortpflanzung kämpfen. Nach acht Monaten Tragzeit kommen ein bis zwei Kälber zur Welt, die 80 cm groß sind und schon 10-15 kg wiegen.

 

Unterschieden werden acht Unterarten des Elchs. In Europa gibt es nur den einheitlichen Europäischen Elch, in Asien leben drei und in Nordamerika vier Unterarten. In Nordwest-USA und dem südlichen Alberta kommt der hier zu sehende Yellowstone-Elch vor, bei der es sich um die kleinste Unterart in Amerika handelt mit einem Gewicht von bis zu 350 kg. Während der Gesamtbestand an Elchen hoch und die Art damit ungefährdet ist, sinkt die nordamerikanische Population. Einen einzelnen Grund dafür kann man nicht ausmachen, aber Elche kommen mit Parasiten von Weißwedelhirschen nicht klar. Auch die größeren Temperaturschwankungen durch den Klimawandel setzen den Tieren zu.

 

ARTENPROFIL

Art: Elch
Unterart: Yellowstone-Elch
Wissenschaftl. Name Alces alces shirasi
Vorkommen: Nordwest-USA, Süd-Alberta
IUCN Status: Nicht gefährdet
Nachwuchs: 1-2, etwa 8 Monate Tragzeit
Ernährung: Blätter, Setzlinge, Wasserpflanzen, Laub
Feinde: Grizzlies, Schwarzbären, Wölfe, Pumas. Nachwuchs Luchse und Vielfraße
Lebenserwartung: Natur ca 15 Jahre, Zoo 20-25 Jahre

Oktober-Kalenderbild: Ozelot

Oktober-Kalenderbild: Ozelot

 

Beim Ozelot handelt es sich um eine Kleinkatze aus Amerika, die von den südlichen USA bis tief nach Südamerika vorkommt. Im südlichen Verbreitungsgebiet ist ihr Bestand am Häufigsten. Die Färbung der Tiere hängt von ihrer Vorkommensregion ab. In tropischen Gefilden sind die Ozelots farbiger ins Orange gehend, in trockeneren Gebieten sind sie grauer.

 

Offenes Land meiden die Tiere meist, da sie für ihre Jagd dichte Vegetation benötigen. Grundsätzlich sind sie nachtaktive Einzelgänger, wobei sie auch tagsüber aktiv werden können wenn die Temperaturen nicht zu hoch sind. Die Jagd erfolgt meist auf dem Boden wenngleich Ozelots gut klettern und schwimmen können. Die Territorien der einzelnen Tiere überlappen sich nicht mit denen von Artgenossen gleichen Geschlechts. Ihre bevorzugte Beute sind kleine Säuger, Vögel, Fische und Reptilien, aber auch größere Tiere wie Pekaris, Brüllaffen oder Nasenbären sind nicht vor ihnen sicher.

 

Die bis zu einem Meter langen und 15 kg schweren Ozelots kommen nur zur Paarung zusammen, aus der meist 1-2 Jungtiere folgen, wobei meist nur alle zwei Jahre Nachwuchs geboren wird. Die Tragzeit beträgt etwa 2,5 Monate. Der Nachwuchs wird 2-3 Jahre im Revier der Mutter geduldet und dann fortgejagt. Bis zur Geschlechtsreife dauert es bei Weibchen etwa 2 Jahre, bei Katern ein halbes Jahr länger. Die Lebenserwartung in der Natur liegt bei etwa 10 Jahren, in menschlicher Obhut kann das doppelte erreicht werden. Aufgrund ihres großen Verbreitungsgebiets sind Ozelots nicht gefährdet.

 

ARTENPROFIL

Art: Ozelot
Unterart:
Wissenschaftl. Name Leopardus pardalis
Vorkommen: Südliche USA bis Argentinien
IUCN Status: Nicht gefährdet
Nachwuchs: 1-3 Jungtiere, ca. 2,5 Monate Tragzeit
Ernährung: Kleine Säugetiere, Vögel, Reptilien, Fische, Insekten
Feinde: Greifvögel, Schlangen, größere Katzenarten
Lebenserwartung: ca 10 Jahre in der Natur, bis 20 Jahre in Zoos

September-Kalenderbild: Weißrüssel-Nasenbär

Zugegeben, den Weißrüssel-Nasenbär nach Südamerika zu schieben, ist etwas gewagt, allerdings auch nicht falsch. Typischer für Südamerika ist der Rote Nasenbär, der auch Südamerikanischer Nasenbär genannt wird. Eine Art, die man früher häufig in europäischen Zoos gesehen hat, aber von der EU als invasive Art eingestuft wurde und daher nur noch mit Ausnahmegenehmigung gehalten werden darf. Der Weißrüssel-Nasenbär ist nördlicher beheimatet, vom Süden der USA, in ganz Mittelamerika, aber kommt auch noch im Nordwesten von Kolumbien vor, daher hat er seine Berechtigung in diesem Kalender.

 

Im Vergleich zum bekannteren südamerikanischen Nasenbären ist der Weißrüssel-Nasenbär heller, eben wie der Name besagt mit einer weißen Gesichtspartie ausgestattet. Die Art gehört zu den Kleinbären. Sie kommt in Wäldern verschiedener Klimazonen vor, sowohl in den Tropen wie auch in höheren Lagen. Dabei leben Weißrüssel-Nasenbären am Boden und auch in den Bäumen, sie sind sehr anpassungsfähig. Meist leben die Tiere tagaktiv, wenngleich auch seltener nachtaktive Tiere angetroffen wurden.

 

Weißrüssel-Nasenbären kann man sowohl einzeln wie auch in größeren Gruppen antreffen. Die Männchen leben als Einzelgänger territorial und vertreiben ihre Geschlechtsgenossen rigoros. Weibchen hingegen schließen sich zusammen und leben mit ihren Jungtieren in einer Gruppe. Zur Paarungszeit lassen sie Männerbesuch zu. Im April oder Mai kommt der Nachwuchs – zwischen zwei und sieben Tieren – zur Welt, der dann vier Monate lang gesäugt wird. Die Weibchen bleiben in der Gruppe, der männliche Nachwuchs wird mit anderthalb bis zwei Jahren aus der Gruppe vertrieben.

 

Die Hauptmahlzeit der Weißrüssel-Nasenbären sind Insekten. Als Allesfresser schlagen sie aber auch kleine Säugetiere und Obst und Pflanzen nicht aus. Fressfeinde für sie sind Schlangen, Katzen und Greifvögel. Durch das große Verbreitungsgebiet ist die Art nicht gefährdet.

 

 

ARTENPROFIL

Art: Weißrüssel-Nasenbär
Unterart:
Wissenschaftl. Name Nasua narica
Vorkommen: Südliche USA bis Nord-Kolumbien
IUCN Status: Nicht gefährdet
Nachwuchs: 2-7 Jungtiere im April/Mai
Ernährung: Allesfresser
Feinde: Greifvögel, Schlangen, Katzenarten
Lebenserwartung: Bis 14 Jahre in der Natur, bis 18 Jahre in Zoos

 

Rot markiert: das Vorkommen in Südamerika