Drills in Kamerun

In Kamerun lebt die größte Anzahl an Drills, etwa 80% aller Tiere werden hier vermutet. Hier haben sie auch das mit Abstand größte Verbreitungsgebiet, das von West-Kamerun bis zum Sanaga River in Zentral-Kamerun reicht. Dies umfasst zum Beispiel den Ebo Forest, der zu bergig für den Abbau von Rohstoffen und damit ein optimaler Rückzugsort für die Primaten ist, oder den Korup Nationalpark, wo man die meisten Drills vermutet, es allerdings auch vermehrt zu illegalen Jagden gekommen ist, die den Bestand reduziert haben.

 

         

 

In der Hafenstadt Limbe – als Victoria gegründet und zu deutschen Kolonialzeiten als Viktoria weitergeführt – findet man das Limbe Wildlife Center. Dies wurde 1993 in Zusammenarbeit von Pandrillus mit dem kamerunischen Umweltministerium eröffnet, man übernahm den heruntergekommenen Victoria Zoo. Etwa 15 einheimische Primatenarten werden hier neben anderen Arten gehalten mit dem Ziel Umweltbildung bei der lokalen Bevölkerung. Die meisten Affenarten sind Meerkatzen, daneben aber auch Schimpansen und Gorillas. Die größte Gruppe mit etwa 70 Tieren stellen die Drills dar. Das Center gibt etwa 30 Personen Arbeit, es dient als Auffangstation und entlässt nach Möglichkeit die Tiere auch wieder in die Wildnis. „Bei kleineren Arten wie Schildkröten oder Graupapageien sind Auswilderungen vorgenommen worden. Bei Primaten sind die Vorbereitungen dafür sehr umfangreich, Untersuchungen in verschiedenen Gebieten haben aber bereits stattgefunden“, weiß Rettet-den-Drill-Vorsitzende Kathrin Paulsen zu berichten, die netterweise auch die Bilder zur Verfügung gestellt hat.

 

Die Netzgiraffe

Netzgiraffen kennen viele Menschen aus Zoos, wo diese Tiere relativ häufig anzutreffen sind. Doch wissenschaftlich ist vieles noch gar nicht bekannt. Schon bei der Frage nach der Einordnung als eigenständige Art oder als „bloße Unterart“ der Giraffe herrscht noch Unklarheit. Traditionell werden alle Giraffe als eine einzige Art angesehen, die in neun verschiedene Unterarten aufgeteilt wurde, die Netzgiraffe eben als eine davon. Eine aufwendige Genanalyse des Senckenberg-Instituts förderte zutage, dass die Giraffen neu bewertet werden müssen. Vier verschiedene Arten wurden erkannt, von denen eine die Netzgiraffe ist (mehr darüber kann man hier nachlesen: https://charity-kalender.de/de/weltgiraffentag-bedrohte-riesen)

 

Für die Netzgiraffe bedeutet das, dass sie nicht mehr eine von etwa 100.000 Giraffen ist, sondern es sich um eine eigene Art mit nur noch etwa 8.700 Tieren handelt, die als stark gefährdet gelistet wurde. Ihr Vorkommen erstreckt sich auf Nord-Kenia, Süd-Äthiopien und Somalia – wobei das auch nicht mehr korrekt ist wie wir in der nächsten Zeit gesondert feststellen werden.

 

Unter den Giraffen hebt sich die Netzgiraffe optisch stärker von anderen Giraffenarten ab. Ihr Fell ist zwar auch eher cremefarben, wirkt aber wegen der großen braunen Flecken so als ob die Tiere braun mit dem namensgebenden weißen Netz wären, während es bei anderen Giraffenarten eher wie dunkle Flecken auf der hellen Haut aussieht. Jeder aufmerksame Zoobesucher kann feststellen, dass  Giraffen ein individuelles Muster haben und sich kein Tier dem anderen gleicht.

 

Männliche Netzgiraffen können bis an die 6 Meter groß werden und ein Gewicht von 900 kg auf die Waage bringen. Und das, obwohl die Tiere reine Vegetarier sind. Etwa 50-60 Kilogramm Nahrung braucht eine Giraffe am Tag. Aus dem Grund sind Giraffen so viel in Bewegung, die Menge muss erst einmal aufgetrieben werden – die Hälfte des Tages sind die langen Riesen entsprechend mit Futtern beschäftigt. Auch im Verhältnis zu anderen großen Tieren verfügen Giraffen über ein äußerst großes Herz, das 12 Kilogramm wiegt.

 

Ein mittlerweile weitestgehend bekannter Fakt ist, dass der lange Hals von sieben Wirbeln gehalten wird – und damit von genauso vielen wie unser menschlicher Hals. Interessant bei den Tieren sind die Hörner, mit Fell überzogene Knochenzapfen. Bei Männchen sind die in freier Wildbahn oft blank und nicht mit Haaren bedeckt, weil sie diese zum Kampf gegen Rivalen benutzen. Im Gegensatz zu den Weibchen, die sich mit Nachwuchs zu Herden zusammenschließen, sind adulte Bullen absolute Einzelgänger, die andere Männer nicht in ihrer Nähe dulden. Lediglich Jungbullen, die ihre Mütter verlassen haben, vereinen sich mit anderen heranwachsenden Jungs zu einer Zweckgemeinschaft.

 

Nachzuchten sind bei Netzgiraffen nicht das große Problem. Nach etwa fünfzehn Monaten Tragzeit bringt eine Kuh ihren Nachwuchs zur Welt. Es dauert aber nicht lange bis sie wieder paarungsbereit ist, so dass alle anderthalb Jahre ein Junges zur Welt kommt. Allgemein können sich adulte Giraffen gut verteidigen, Löwen sind die größten Feinde im Tierreich, die aber selber bei einem Angriff auf eine Giraffe in Lebensgefahr schweben – die Tritte der langen und kräftigen Beine sind eine gefährliche Waffe. Die Jungtiere sind deutlich gefährdeter, die können auch durch kleinere Raubtiere wie Geparden, Leoparden, Hyänen und Wildhunde gerissen werden, so dass maximal jede zweite Giraffe überhaupt nur das Erwachsenenalter erreicht. Erheblich gefährlicher für den Fortbestand der Art ist allerdings der Mensch, der den Lebensraum der Tiere einschränkt und Jagd auf sie macht.

 

Der Drill

Durch die Unterstützung von Rettet den Drill steht er in diesem Jahr steht er wieder im Fokus vom Charity Kalender. Was aber ist der Drill überhaupt für ein Affe? Wir rücken das Tier, seine Situation in den Verbreitungsländern und seine Situation in den zoologischen Gärten in den nächsten Wochen einmal näher in den Fokus.

 

Der Drill kommt in den Ländern Nigeria, Kamerun und auf der zu Äquatorialguinea gehörenden Insel Bioko vor, gehört damit zu den Altweltaffen. Näher einzuordnen ist er in der Gruppe der Pavianartigen und gehört darin neben seinen nächsten Verwandten, den Mandrills, zur Untergruppe eben der Mandrillartigen. Während die Mandrills durch das auffällige Äußere des bunt im Gesicht leuchtenden Männchens noch ziemlich bekannt sind, werden nur wenige Leute von den Drills gehört haben. Die Weibchen der beiden Arten kann man sogar in etwa miteinander vergleichen, aber die Männchen unterscheiden sich von den Mandrills hauptsächlich dadurch, dass sie eine rein schwarze Gesichtsfarbe haben. Das Hinterteil der Männchen ist dafür bunt und scheint in einer Farbvariation von blau bis lila – je leuchtender desto höher im Rang steht das Tier. Bei einer Länge von meist um die 60 cm bringen Männchen über 30 kg auf die Waage, die Weibchen etwas mehr als ein Drittel davon.

 

Eine Drillgruppe mit etwa 25 Individuen besteht aus einem dominanten Männchen, einer Haremsgruppe an Weibchen und deren Nachwuchs. Verschiedene Gruppen können sich aber zusammenschließen, so dass sich eine Truppe von über 100 Individuen ergeben kann. Im Alter von fünf bis sieben Jahren verlassen die  jungen Männchen ihre Geburtsgruppe, die Weibchen bleiben.

 

Lebensraum der Drills ist der Regenwald. Allerdings sind sie keine Baumbewohner, sondern vorwiegend auf dem Boden anzutreffen. Der Wald dient dem Schutz der Tiere und bietet gleichzeitig die beste Nahrungsquelle, wobei Drills Allesfresser sind, die auch vor Fleisch nicht haltmachen. Die Rodung des Regenwald für Tropenholz und Ackerland ist daher die größte Gefahr für die Primatenart, die als stark gefährdet gelistet ist. Gerade auch deswegen spielen die Drills eine wichtige Rolle für das Ökosystem. Durch das Fressen von Früchten verteilen sie die Samen im Wald und helfen somit, dass Bäume und Pflanzen neu wachsen. Vermutlich leben etwa 5.000 Tiere noch in freier Wildbahn, ein rapider Verlust von 50% in den letzten 30 Jahren. Neben dem Lebensraumverlust werden sie auch einfach als Nahrungsmittel gejagt oder als Schädlinge für den Anbau von Bananen, Kokospalmen und Maniok ausgerottet.

 

Titelbild November: Weißhandgibbons

Wer bei einem Zoobesuch schon mal auf sirenenartiges Geheule gestoßen ist, der ist wahrscheinlich schon mal Gibbons begegnet. Die Affen aus der Gruppe der Menschenartigen hört man oft bevor man sie sieht, vor allem wenn die Anlagen bewaldet sind. Mit ihren Rufen markieren die meist in monogamer Paarbeziehung lebenden Primaten ihr Revier und warnen fremde Artgenossen vor einem Eindringen.

 

Bei den hier gezeigten Exemplaren handelt es sich um Weißhandgibbons, auch Lar genannt, aus dem Grünen Zoo Wuppertal. Die weiße Hand lässt sich besonders gut bei dunkel gefärbten Tieren erkennen, denn die Tiere können in der dunklen Variante braunes bis schwarzes Fell oder aber in der hellen Variation weißes bis cremefarbenes Fell aufweisen. Anders als bei etwa dem Weißwangenschopfgibbon, wo die Farbe dem Geschlecht zuzuordnen ist, haben Weißhandgibbons keine geschlechtsspezifische Fellfarbe. Beim Lar kommt es abweichend zur monogamen Lebensweise allerdings auch vor, dass Weibchen das Revier wechseln oder mit mehr als einem Männchen leben – der umgekehrte Fall, dass ein Männchen mehrere Weibchen hat, ist noch nicht beobachtet worden.

 

Mit ihrem kleinen Körper und den langen Armen und Beinen sind Gibbons typische Baumbewohner, die eigentlich kaum mal auf den Boden herunterkommen. Ihr Lebensbereich im Baum ist hoch oben in den Baumkronen. Der Aktionsradius der Tiere ist abhängig vom Futtervorkommen, im Schnitt legen die Weißhandgibbons am Tag nur gut anderthalb Kilometer zurück. Die Nahrung besteht zu gut zwei Dritteln aus Früchten, einem Viertel aus Blättern, der Rest aus Insekten und Vogeleiern.

 

In freier Natur erreichen Gibbons im Idealfall ein Alter von etwa 40 Jahren, in menschlicher Obhut können es zehn Jahre mehr werden. Geschlechtsreif werden die Tiere mit ungefähr elf Jahren. Kommt der Nachwuchs zur Welt, dauert es drei Jahre bis die Weibchen wieder aufnehmen können. Die monogame Lebensweise und die lange Aufzuchtphase sorgen dafür, dass Verluste der Art schwer zu schaffen machen. Die größte Gefahr ist neben dem Lebensraumverlust durch Waldrodung ganz besonders die Jagd auf die Tier als Haustier oder zu Fleischgewinnung. Aus dem Grund gilt die Art als stark gefährdet.

 

Das Kalendercover 2021: Südliche Breitmaulnashörner auf der Solio Ranch

Das Titelbild hat eigentlich einen traurigen Hintergrund. Es zeigt Südliche Breitmaulnashörner, eine Unterart, die in Kenia ursprünglich gar nicht vorkommt. Somit handelt es sich eigentlich um Neozoen, die allerdings nicht wie hierzulande Waschbär, Mink oder Nutria versehentlich ins Land gelangten, sondern bewusst importiert wurden. Dieses Bild wurde aufgenommen auf der Solio Ranch – dem Ort, der 1980 Südliche Breitmaulnashörner nach Kenia holte.

 

Warum machte man dies? Kenia ist eigentlich Heimat vom Ostafrikanischen Spitzmaulnashorn und dem Nördlichen Breitmaulnashorn. Spitzmaul- und Breitmaulnashorn haben kein überschneidendes Territorium – die Variante mit dem breiten Maul nutzt den Mund gewissermaßen als Staubsauger über dem Boden und ernährt sich von Gras, während die Art mit dem spitzen Mund selbigen zum Abknipsen von Buschwerk nutzt. Die Solio Ranch war seit 1966 im Privatbesitz eines Mannes, der seiner Frau zuliebe einen Teil des Geländes – schlappe 55 km² – für Wildtiere absperrte. Nashörner waren auf dem Gelände nicht heimisch, hätten von den Gegebenheiten aber dort leben können. Dies erkannte der kenianische Staat 1970 trotz eines Bestands von noch 20.000 Ostafrikanischen Spitzmaulnashörnern, dass er die Tierart nicht selber vor Wilderern schützen kann und bat die Solio Ranch um das Einstellen einiger Tiere. In den folgenden zehn Jahren kamen insgesamt 27 Spitzmaulnashörner auf das Gelände – im gleichen Zeitraum verringerte sich der Bestand der Tiere in Kenia wie befürchtet um über 90% auf nur noch 1.500 Exemplare. Auf Solio erkannte man, dass das Gelände aber auch sehr gut für Breitmaulnashörner geeignet war. Das Problem: die Nördlichen Breitmaulnashörner waren schon so wenige, dass der Bestand im Grunde verloren war – 2008 starb das letzte Tier in freier Wildbahn, aktuell leben noch genau zwei Weibchen dieser Tierart, der letzte Bulle verstarb 2018. Also beschaffte man sich 1980 auf Solio vorausschauend die andere Unterart: 16 Südliche Breitmaulnashörner aus Südafrika.

 

Die Nashorngeschichte auf Solio ist ein überragender Erfolg. Alle Südlichen Breitmaulnashörner in Kenia stammen von den 16 importierten Tieren ab, so auch Mutter und Nachwuchs auf dem Titelbild. Ostafrikanische Spitzmaulnashörner sind hier allerdings ebenso weiterhin gut vertreten. Der Nashorn-Nachwuchs wurde nicht nur innerhalb von Kenia in Nationalparks und andere Schutzgebiete verteilt, sondern wurde auch an andere Staaten wie Malawi oder Uganda abgegeben. Wie fragil das Gebilde trotzdem ist, zeigt, dass auch auf Solio Anfang des Jahrtausends binnen fünf Jahren 30 Nashörner gewildert wurden – dies war allerdings der Beginn für weitere Schutzmaßnahmen und ein intensives Monitoring, was man bis dahin noch gar nicht betrieb.

 

Weitere Impressionen von der Solio Ranch:

 

 

Masai Mara

Die Masai Mara ist der berühmteste Nationalpark Kenias. Dank der Bemühungen von Bernhard und Michael Grzimek in den 60er Jahren wurde ein übernationaler Nationalpark erreicht, der die Wanderrouten von Gnus und Zebras berücksichtigt und nicht auf nationale Grenzen limitiert ist. Mit 1500 Quadratkilometern ist die Masai Mara als kenianischer Teil der Serengeti dabei erheblich kleiner als der tansanische Anschluss, der Serengeti Nationalpark, der knapp 15.000 Quadratkilometer umfasst.

 

Die Masai Mara besteht überwiegend aus weit einsehbarer Savanne. Keine Gegend in Kenia ist arten- und tierreicher. Das große Naturschauspiel findet statt wenn die gigantischen Herden von über einer Million Gnus, 500.000 Thomsongazellen, 200.000 Böhm-Steppenzebras, 100.000 Seregenti-Topis und 20.000 Elenantilopen sich im Juli/August von der Serengeti in die Masai Mara begeben. Dieses Schauspiel wurde eben von den Grzimeks aus der Luft entdeckt und durch sie verhindert, dass ein Zaun zwischen den Nationen diese Wanderroute verhindert. Im November geht der beschwerliche Weg wieder nach Tansania in die Serengeti. Der Übergang durch den Mara River, wo die Krokodile auf die Herden warten, ist sicherlich allen durch die Tierdokumentationen bekannt.

 

 

Nicht zu vernachlässigen ist jedoch, dass die Besiedlung des Gebiets voranschreitet und einige Tierarten deutlich im Bestand verringert wurden durch Jagd wie auch durch Ansiedlung von Nutzvieh. Vor allem die Anzahl an Giraffen, Impalas, Kuhantilopen und Warzenschweinen ist erheblich gesunken.

 

Aberdares Nationalpark

Benannt nach dem Entdecker der Region, dem schottischen Lord Aberdare, handelt es sich beim Aberdare Nationalpark um ein 766 km² großes Reservat. Die Aberdare Mountains gehen bis auf eine Höhe von 3.999 Metern hoch und bestehen aus drei Vegetationsschichten – im unteren Teil Buschland, im mittleren Teil Bambuswald, im oberen Teil Moorland.

 

 

Der Besuch des Parks ist anspruchsvoll. Es gibt nur wenige Fahrspuren, die Strecken sind teilweise steil auf Naturgrund, und ohne Guide darf man gar nicht erst in den Nationalpark. Wer eine Safari wie in der Savanne erwartet, wo man große Tiere schon aus der Ferne ohne Probleme sieht, wird hier sicherlich nicht glücklich. Wer aber wachen Auges überraschende Einblicke bekommen möchte, ist hier perfekt aufgehoben. Selbst Elefanten können ein paar Meter neben einem im Buschland entschwinden oder plötzlich auftauchen. Auch seltenere und scheue Arten kann man zu Gesicht bekommen, weil die einen natürlich auch nicht aus der Ferne bereits sehen und verschwinden – allerdings können diese Ansichten auch mal nur wenige Sekunden dauern.

 

 

In den Aberdares Mountains kommen die extrem seltenen Östlichen Bongos, auch Bergbongos genannt, vor. Diese Tierart gibt es ausschließlich noch in Kenia, wahrscheinlich deutlich unter 200 Exemplaren in der freien Natur, die dazu noch räumlich getrennt sind in verschiedenen Parks. Zu ihrem Schutz wurden die Löwen aus dem Park gebracht, um die wenigen verbliebenen Tiere nicht noch zu gefährden – Leoparden gibt es aber weiterhin. Die Kerntierart der Aberdares sind aber die Elefanten, von denen etwa 2.000 dort leben. Es ist faszinierend zu sehen, auf welch steilem Terrain sich die Tiere bewegen und wie grün alles ist, obwohl jeder einzelne ganze Büsche ausreißt und vertilgt.

Oktober-Kalenderbild: Großer Ameisenbär

Eine sehr interessante Tierart zeigt sich auf dem Oktober-Bild mit dem Großen Ameisenbär. Mit einem Bären hat die Tierart nichts zu tun – man vermutet, dass das Aufrichten für eine bessere Übersicht, die ähnlich aussieht wie beim Bären, zu dem Namen geführt hat. Die anderen Bestandteile des Namens sind dagegen treffend. Ameisen und Termiten sind die ausschließliche Nahrung des Ameisenbären, der als „Groß“ bezeichnet wird, weil er unter den Ameisenbären neben den Zwergameisenbären und den Tamanduas die größte Art darstellt.

 

Holt man etwas weiter in der Systematik aus, gehören die Ameisenbären zu den Nebengelenktieren, die sich durch zusätzliche Gelenke an der Wirbelsäule auszeichnen. Neben den Ameisenbären gehören die Faultiere und Gürteltiere zu dieser Überordnung, also alles Tiere, die in Südamerika beheimatet sind. Faultiere sind daher auch die nächsten Verwandten von Ameisenbären. Diese zusätzlichen Gelenke geben den Tieren besondere Fähigkeiten – das Gürteltiere kann sich einrollen, das Faultier kann sich vom Ast baumeln lassen und Ameisenbären können sich damit auf die Hinterbeine stellen, um zusätzliche Kraft für die mächtigen Krallen zu generieren.

 

Charakteristisch für den Großen Ameisenbären ist natürlich die lange Schnauze mit kleinem Mund, durch den sie ihre lange Zunge in einen Insektenbau zur Nahrungsaufnahme herausschnellen lassen können. Wichtig für die Tiere und auch Voraussetzung für die Mahlzeit sind allerdings auch die kräftigen Krallen, die sie benötigen, um den Bau überhaupt durchdringen zu können. Zähne braucht der Großen Ameisenbär daher nicht. Durch den langen und schmalen Kopf bleibt nicht viel Platz für ein Gehirn, weswegen die Tiere nicht gerade gedankenschnell und multitaskingfähig unterwegs sind. Sie sind aber immerhin so clever, dass sie Ameisenbauten nie leerfressen, um sicherzustellen, dass ihre Nahrungsquelle sich wieder vermehren kann und somit nicht versiegt.

 

Verglichen mit den anderen Vertretern der Ameisenbären ist der Große Ameisenbär der einzige Vertreter, der auf dem Boden bleibt und der seinen langen und buschigen Schwanz als Wärme- und Nässeschutz einsetzen kann.

 

Der Große Ameisenbär gilt als gefährdet wegen des Lebensraumverlusts durch aufkommende Landwirtschaft. Zwar ist er potentielle Beute von Raubtieren wie dem Jaguar oder Puma, aber zum einen bringt der schlanke und behaarte Ameisenbär nicht viel nahrhaftes Fleisch, dazu ist er äußerst wehrhaft mit seinen großen, scharfen Krallen in Verbindung mit sehr muskulösen Armen, so dass die Beutegreifer nach Möglichkeiten eher Abstand von einem Angriff nehmen. Von Menschen drohen dem Tier keine Angriffe, weil sein Fleisch vermutlich wegen seiner Nahrungsspezialisierung nicht als wohlschmeckend gilt. Die Nahrungsspezialisierung gibt aber auch gleichzeitig den Lebensraum vor. Wo intensiv Landwirtschaft betrieben wird, gibt es keine Ameisen und keine Termiten und damit auch keine Nahrung für den Ameisenbären.

 

Die Tiere sind strikte Einzelgänger, einzige Ausnahme sind die Weibchen mit ihrem kleinen Nachwuchs, den sie auf dem Rücken tragen. Mit spätestens einem Jahr wird das Baby entwöhnt und muss seines Weges ziehen. Als territorial lebende Tiere kann es vor allem zwischen Männchen zu heftigen Kämpfen kommen. Über die Lebenserwartung in freier Natur ist nichts bekannt, in menschlicher Obhut beträgt die Erwartung etwa 15 Jahre, wobei auch 25 Jahre im Ausnahmefall erreicht werden können.

 

Das Kalenderbild wurde aufgenommen im niederländischen ZooParc Overloon.

Lake Nakuru National Park

Der Lake Nakuru Nationalpark war ursprünglich ein Vogelschutzgebiet, das vor allem durch seine riesige Zwergflamingokolonie mit weit über einer Million Vögel bekannt war. Mittlerweile sind die die Tiere allerdings weitergezogen, es leben nur noch gut 1.500 Rosaflamingos am See. Mit einer Größe von 188 km² umfasst der Park aber natürlich deutlich größere Flächen als nur den Lake Nakuru selbst. Auch Nashörner und Giraffen wurden ins das bewachte Gebiet importiert, so dass sich die Artenvielfalt erhöht hat. Für Elefanten ist die Fläche aber immer noch zu klein. Unterm Strich bleibt der Nationalpark mit den zweitmeisten Besuchern Kenias aber bekannt für seine vielen Vogelarten, die sich am See niedergelassen haben.

 

Ol Pejeta

Die Artenschutzorganisation Ol Pejeta hat in den letzten Jahren Berühmtheit erlangt, weil sie die letzten Nördlichen Breitmaulnashörner beherbergt, die es überhaupt noch gibt. Die Tiere Sudan, Fatu und Najin wurden aus den Zoos in San Diego und Dvur Kralove mit einer Resthoffnung auf Vermehrung nach Kenia zurückgebracht, aber Sudan war nicht mehr zeugungsfähig und verstarb drei Monate vor meiner Reise. Sehen kann man die Tiere ohnehin nicht, sie leben streng bewacht hinter den Kulissen – wie übrigens viele andere Nashörner auch auf Koppeln und nicht etwa auf dem Gelände untergebracht sind, wo sie rund um die Uhr von bewaffneten Rangern geschützt werden.

 

 

Ol Pejeta ist ein 360 km² großes Gelände, das erst seit 1988 dem Artenschutz dient. Zuvor war dort eine riesengroße Viehzucht angesiedelt mit wechselnden Besitzern. Den Umschwung von Viehzucht zu Artenschutz verdankt man den Elefanten, denn die Farm lag auf ihrer Wanderroute von Mount Kenya zu den Aberdares, und sie rissen ständig die Zäune ein, wodurch die Nutzviehhaltung zu teuer wurde. Mittlerweile umgibt ein elektrischer Zaun das Gelände, um Konflikte mit der Bevölkerung zu vermeiden, verhindert auf der anderen Seite aber auch, dass die Herden ihre natürlichen Routen bewandern können. Heute gehört das Projekt dem britischen Unternehmen Flora and Fauna International.

 

 

Nashörner sind das prominenteste Thema auf Ol Pejeta, die größte Nashornhaltung Kenias gibt es hier. Insgesamt hat man aber alle Tierarten auf dem Gelände, die man in Savannen auch außerhalb antrifft, also auch die kompletten Big Five. Eine Besonderheit gibt es noch, nämlich das Sweetwater Chimpanzee Sanctuary, einem zooähnlichen Gehegekomplex, in das konfiszierte Schimpansen aufgenommen werden. In Kenia selbst leben keine Schimpansen, aber aus anderen Ländern werden Tiere dort eingestellt, die in vielen Fällen als Haustiere gelebt haben und von den Behörden einkassiert wurden.

 

Lake Naivasha / Crescent Island

Crescent Island ist eine Insel im Lake Naivasha, die Berühmtheit erlangt hat als Drehort für den Oskar-prämierten Film „Jenseits von Afrika“. Seinerzeit wurden Tiere auf die Insel gebracht, um eine entsprechende Kulisse für den Hollywood-Streifen zu haben. Nach Ende der Dreharbeiten hat man die Tiere dort belassen, wo sie durch die isolierte Lage ohne Feinde leben. Die Insel erreicht man mit kleinen Motorbooten.

 

 

Bekannt ist der Lake Naivasha auch durch die angesiedelte Blumenindustrie, ein Großteil der hierzulande angebotenen Rosen stammt von dort. Der See leidet unter niedrigem Wasserstand – etwa nur noch ein Drittel im Vergleich zu den 70ern – wofür die Blumenindustrie verantwortlich gemacht wird, was diese aber von sich weist. Ein schwieriger Konflikt, da dies für das Land neben dem Tourismus eine der Haupteinnahmequellen darstellt. Aus tierischer Hinsicht ist der See die Heimat für eine Fülle an Vogelarten sowie für Flusspferde. Am Seeufer befinden sich Hotels, teilweise mit eigenem Tierbestand wie in diesem Fall mit Defassa-Wasserböcken und Böhm-Steppenzebras.

 

 

 

Der See und seine Verwicklungen in die Blumenindustrie ist auch Gegenstand des sehr lesenswerten Buchs „Ich gab mein Herz für Afrika“, das über das Leben der ermordeten Tierfilmerin und Umweltschützerin Joan Root erzählt.

 

 

Nairobi National Park

Wer nach Kenia fliegt, landet entweder in Mombasa oder der Hauptstadt Nairobi. Unweit vom Jome Kenyatta Airport der Hauptstadt fährt man auf einer Autobahn und ist nur durch einen Zaun vom Nairobi Nationalpark getrennt, der ganze 7 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ist.

 

 

Der Nairobi National Park ist sicherlich nicht der schönste Park Kenias und mit 117 km² auch eher klein, nimmt aber eine wichtige Funktion ein. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass jeder Afrikaner sich mit Wildtieren auskennt, so leben 4,4 Millionen Menschen in der Großstadt Nairobi und haben wenig Berührungspunkte mit der Natur. Die Wichtigkeit der Natur und des Umweltschutzes kann den Großstädtern ideal im Park beigebracht werden. Bevor man auf das Gelände kommt, sieht man einige Anlagen, anhand derer Kindern Mülltrennung und Recycling beigebracht wird. Zudem befinden sich vor dem eigentlichen Parkeingang Berge mit Asche und Monumente, die an zwei Elfenbeinverbrennungen im Jahr 1989 und 2015 erinnern als insgesamt 27 Tonnen Elfenbein gewilderter Elefanten als Zeichen gegen die Wilderei verbrannt wurden.

 

 

Vom Tierbestand enthält der Park alle bekannten Arten mit Ausnahme von Elefanten. Für eine selbsttragende Elefantenpopulation reicht die Fläche von 117 km² nicht aus.

 

Kalenderbilder 2021

Die Bilder entstammen einer Vorabversion. Im Kalender taucht beim Afrik. Strauß natürlich nicht der Balken mit den ? auf wie auf dieser Seite!

 

August-Bild: Sahara-Dorkasgazelle

Die Dorkasgazelle stammt aus Nordafrika, dazu leben etwa 2.000 Tiere in Israel. Die Population in Israel ist stabil, während die 35.000 in Nordafrika lebenden Tiere abnehmende Tendenzen haben, vornehmlich wegen Großjagden aus Flugzeugen und von Motorrädern. Ihre Heimat sind in erster Linie Wüstengebiete, an die sie hervorragend angepasst sind. Sie braucht keine Wasserquelle, ihr reicht das Wasser, das sie aus den Futterpflanzen herauszieht.

 

Der Namen Dorkas ist griechisch und heißt bereits Gazelle, so dass der Begriff Dorkasgazelle im Grunde „Gazelle Gazelle“ heißt. Ihre Sozialstruktur ist anpassungsfähig. In harten Konditionen leben sie paarweise, in besseren Lebensräumen bilden sie eine klassische Haremsgruppe aus einem Bock, mehreren Weibchen und ihrem Nachwuchs. Die Babys werden abgelegt, wobei die Mutter sich nicht weit weg entfernt und äußerst aggressiv auf Störungen reagiert, es gab durchaus schon Todesfälle durch sich bedroht fühlende Mütter.

 

Hervorstechendste Fähigkeit der Tiere ist ihre Schnelligkeit. Auf der Flucht erreichen sie Geschwindigkeiten von deutlich über 80 km/h. Dies in Kombination mit Zickzack-Bewegungen macht sie auch zur schweren Beute für Raubtiere, eher ältere und kranke Tiere werden gerissen. Mehr zu schaffen machen den Tieren menschliche Siedlungen mit ihrem benötigten Farmland, das den Lebensraum verringert und Haustiere als Nahrungskonkurrenten mit sich bringt.

 

Auf den Bildern zeigen sich Mutter und Nachwuchs der Sahara-Dorkasgazelle, einer in der Westlichen Sahara vorkommenden Unterart, die fast ausgestorben ist. Das Foto entstand im Zoo Barcelona, der sich dem Erhalt dieser Spezies besonders verschrieben hat. Ausgesuche im Zoo nachgezüchtete Tiere werden in Senegal wieder angesiedelt.

 

Juli-Kalenderbild: Berberaffen

Berberaffen sind im Gegensatz zu ihrem für Affen eher unspektakulärem Aussehen besondere Tiere, was man gar nicht so vermuten würde. Sie gehören zu den Makaken, die eigentlich alle in Asien vorkommen – bis auf eben den Berberaffen, auch Magot genannt. Seine Heimat ist Algerien und Marokko, wo er in bewaldeten oder auch sehr felsigen Höhenlagen vorkommt.

 

Etwa 230 Tiere leben zudem in Gibraltar, was sie zur einzigen Affenart in Europa werden lässt. Allerdings sind dies dort importierte Tiere. Der Bestand war fast schon zusammengebrochen, aber weil eine Legende besagte, dass Gibraltar so lange in britischer Hand bleibt wie Berberaffen dort leben, ließ Winston Churchill die Population mit Tieren aus Nordafrika wieder auffüllen. Sind es damit keine eigentlichen Europäer? Sehr weit gefehlt, denn Fossilienfunde belegen, dass diese Affenart ursprünglich komplett in Europa beheimatet war – und dies sogar in Deutschland, genauer gesagt von Italien über Deutschland bis nach Osteuropa. Mit dem Einsetzen der letzten Eiszeit vor 30.000 Jahren hatte sich das dann erledigt.

 

Berberaffen sind Gruppentiere, die in strengen Sozialverbänden leben. Ein dominantes Männchen ist der Boss der Gruppe, die durchaus andere Männchen umfasst, die sich sogar fortplatzen können, aber der Chef steht in der strengen Hierarchie oben und hat die besten Chancen auf eine Verpaarung. Dadurch, dass die Tiere promiskuitiv sind, wissen die Männchen nicht, ob sie wirklich der Vater der Jungtiere sind und kümmern sich bereitwillig um den Nachwuchs. Der männliche Nachwuchs verlässt mit Eintreten der Geschlechtsreife in etwa im Alter von fünf Jahren die Gruppe, während der weibliche Nachwuchs in der Gruppe bleibt. Weibchen können etwa 30 Jahre alt werden, die Männchen schaffen fünf Jahre weniger.

 

Trotz ihrer einst großen Verbreitung sind die Berberaffen heute als stark gefährdet gelistet. Der Großteil der Population lebt noch in Marokko. Probleme hat die Tierart einige. Das Kleinste ist, dass er bei Leoparden, Hyänen und auch einigen Greifvögeln auf der Speisekarte steht. Gravierender ist das Einfangen als Haustier und als Touristenattraktion. Das größte Problem aber ist die zunehmende Agrarwirtschaft, die zum einen den Lebensraum verkleinert und defragmentiert, aber auch in der Folge, dass die Tiere natürlich von der Ernte angelockt werden, was die Betreiber der Felder nicht erfreut und zu entsprechenden Gegenaktionen führt.

 

Für Menschen ist der Berberaffe hingegen eher nicht gefährlich, viele Zoos bieten begehbare Anlagen an. Ein prominentes Opfer hat ein Berberaffe allerdings einmal verursacht und zwar König Alexander von Griechenland. Der lief nämlich mit seinem Hund durch die Gegend als der Hund in einen Kampf mit einem Affen geriet. Ein Magot kam hinzu und biss dem König ins Bein und in die Brust. Er wollte das nicht an die große Glocke hängen mit der Folge, dass er an einer Blutvergiftung 1920 starb.

Juni-Bild: Flusspferd

Das Flusspferd ist in groben Zügen jedem bekannt. Die schweren Kolosse – nach Elefanten und Breitmaulnashörnern die schwersten Landtiere – kommen in Afrika überall an den größeren Flüssen vor. Bis zu 150.000 Tiere werden aktuell noch geschätzt, doch die Tendenz ist stark abnehmend, weswegen die Flusspferde als gefährdet gelistet sind.

 

Zu klären gilt zunächst der Name. Flusspferd, Nilpferd, Hippo(potamus) – was ist denn nun richtig? Im Grunde alles und nichts, aber alle Namen sind im Deutschen gebräuchlich. Der Ursprung geht auf das griechische Wort hippopotamos zurück, von dem die Lateiner die leichte Abwandlung hin zu Hippopotamus vorgenommen haben. Zu Deutsch bedeutet dies im Grunde schon das Wort Flusspferd. Mit einem Pferd haben Hippos wenig gemeinsam, aber den aus dem Wasser ragenden Kopf empfand man wohl als pferdeähnlich. Das Wort Nilpferd ist hingegen dadurch entstanden, dass im Nil lebende Tiere als Erstes beschrieben wurden und so wurde der Fluss der Namensgeber. Heute existiert ausgerechnet an dem namensgebenden Fluss kein Flusspferd mehr.

 

Neben einem Fluss ist für die Tiere essentiell, dass es Grasflächen am Ufer für die Nahrungsaufnahme gibt. Flusspferde sind Vegetarier, auch Fische sind vor ihnen sicher. Der Magen erlaubt es Nilfperden zwar auch Aas und Fleisch zu verdauen, aber das sind seltene Ausnahmen. Über die Legende, dass Flusspferde das Tier sind, das in Afrika die meisten Menschen umbringt, gibt es keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte. Fakt ist, dass die Tiere aggressiv werden können und sowohl ein entsprechendes Gebiss haben, um töten zu können, aber auch wegen der Körpermasse gefährlich sind.

 

Tagsüber verbringen die Hippos die Zeit dösend und ruhend im Wasser, erst nachts werden sie aktiv und gehen an Land um zu grasen. Trotz der kurzen Beine und der vielen Zeit im Fluss sind die Huftiere bessere Läufer als Schwimmer. An Land können sie Kilometer zurücklegen und 30 km/h schnell werden. Im Wasser bewegen sie sich eher laufend als schwimmend fort. Die Sonne ist nicht gut für ihre Haut, weswegen sie tagsüber das Wasser aufsuchen.

 

In der freien Wildbahn können Flusspferde 30-40 Jahre alt werden. Dies trifft eher auf die in Herden lebenden Kühe zu, während die bis zu fünf Meter lang und 4,5 Tonnen schwer werdenden Bullen im Normalfall schon vorher bei Rivalenkämpfen ums Leben kommen. Im Zoo wurde das älteste Flusspferd 61 Jahre alt.

 

Das Flusspferd ist neben dem Zwergflusspferd eines von zwei Vertretern aus der gleichnamigen Familie der Flusspferde. Als nächste Verwandte dieser Gruppe gelten heutzutage die Wale.

 

Das hier gezeigte Flusspferd lebt im niederländischen Emmen im Wildlands Adventure Zoo und zeigt eindrucksvoll sein Gebiss, das es im Winkel bis zu 150° öffnen kann.

Mai-Kalenderbild: Balistar

Im vergangenen Jahr erlangte der Balistar ein wenig Bekanntheit als „Postervogel“ der EAZA (European Association of Zoos and Aquariums) Kampagne „Silent Forest“, in der auf die bedrohliche Lage der Singvögel Südostasiens aufmerksam gemacht wurde. In der Tat ist diese Vogelart – hier auf einem Bild aus dem NaturZoo Rheine zu sehen – dank Zuchtbemühungen, die im Zoo Wuppertal 1988 starteten, heute hauptsächlich dank Zoos überhaupt noch am Leben.

 

Warum hat es diese Vogelart so schwer? Der erste Grund ist einer, für den niemand etwas kann: ihn gibt es nur in einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet im Nordwesten von Bali. Das zweite Problem ist die rasante Zunahme der einheimischen Bevölkerung. Von 2000 bis 2010 hat sich die Einwohnerzahl um fast 25% gesteigert, seitdem nochmal um knapp 10%. Es geschieht das, was überall passiert wenn der Mensch sich ausbreitet: es wird Land gebraucht für die Bevölkerung zum Wohnen und natürlich Anbaufläche, um die Bevölkerung zu ernähren. Dafür und auch für den Tourismus verschwindet der Wald, der Lebensraum vom Balistar und anderer Tierarten.

 

Der dritte Aspekt ist paradoxerweise die Tierliebe von Touristen, die auf den asiatischen Märkten Vögel in viel zu kleinen Käfigen sehen. Diese sind bewusst klein gewählt, um das Mitleid der Touristen zu erzeugen – sie kaufen die Vögel und lassen sie frei, nichtsahnend, dass der Großteil der Vögel sowieso schnell wieder eingefangen wird, so dass für die Tiere dieselbe Prozedur von vorne beginnt. Der gutgläubige Tourist finanziert damit genau das, was er nicht möchte, nämlich die Tierquälerei. Für die arme einheimische Bevölkerung ist dies keine Boshaftigkeit, sondern einfach eine Chance an Geld zu kommen. Den Balistar wird man aber eher nicht auf diesen Märkten antreffen, denn dafür ist er zu wertvoll. Gut 2.000 Dollar lassen sich mit ihm erzielen wenn man ihn an reiche Vogelbesitzer verkauft.

 

Die EAZA Kampagne Silent Forest trägt ihren Titel daher, weil diese Praktiken dazu führten, dass man in Südostasien in die Wälder gehen kann und praktisch keine Vogelstimmen mehr hört.

 

Im Fall des Balistars muss man fairerweise sagen, dass es ihn wahrscheinlich nie in rauen Mengen gegeben hat aufgrund seines kleinen Verbreitungsgebietes, möglicherweise nie 1.000 Tiere in der freien Wildbahn. Auf Bali selber ging der Bestand zwischenzeitlich auf eine einstellige Anzahl zurück. Durch Zoonachwuchs konnte der Vogel mittlerweile an anderen Stellen wieder angesiedelt werden. Anfangs war man sich nicht einmal sicher, ob dieses Vorhaben gelingen würde angesichts des kleinen ursprünglichen Verbreitungsraums, aber das Vorhaben klappte. Momentan schätzt man die Zahl freilebender Balistare auf etwa 200 ein. Die IUCN stuft ihn damit als vom Aussterben bedroht ein.

 

Spendenaktion 2020 abgeschlossen

Wegen der Corona-Krise muss in diesem Jahr auf die üblichen Übergabefotos anlässlich der Kalenderaktion verzichtet werden. Die Spenden sind dennoch längst bei den Empfängern angekommen. Die Organisationen Euronerz und das Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB) in Kambodscha konnten sich beide über 473 Euro freuen. Das Dankeschön hierfür gilt allen Käufern und Unterstützern, die es ermöglich haben, dass dem Artenschutz erneut eine Summe in dieser Größenordnung zur Verfügung gestellt werden konnte. Der 2021er Kalender ist bereits in Planung.

April-Bild: Borneo Orang-Utan

Über Borneo Orang Utans wurde an dieser Stelle im ersten Jahr des Charity Kalenders schon viel berichtet als die hervorragende Artenschutzorganisation Borneo Orangutan Survival Zuwendungen aus dem Verkauf des Primaten-Kalenders erhielt. Das Thema hat leider nach wie vor nichts an Aktualität eingebüßt. In den 70ern lebten noch fast 300.000 Orang Utans auf Borneo, heute beträgt die Anzahl nur noch zwischen 50.000 und 100.000 „Waldmenschen“, was das Wort Orang Utan aus der Landessprache übersetzt heißt. Kein Wunder, hat man allein im letzten Jahrzehnt für Palmölplantagen Urwald von der Größe komplett Bayerns auf Borneo abgeholzt – ein Lebensraum, den Orangs zwingend zum Leben benötigen. 85% des weltweiten Palmöls stammt aus Indonesien und Malaysia.

 

Besonders tragisch: der Bestand erholt sich nicht. Orang Utans sind absolute Einzelgänger, die nur dort vermehrt vorkommen, wo reichlich Futter für mehrere Tiere vorhanden ist. Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit etwa zehn Jahren, Weibchen können mit etwa sieben Jahren Nachwuchs bekommen. In den ersten zwei Lebensjahren wird das Baby permanent von der Mutter getragen, erst danach wird es Stück für Stück selbständiger und nabelt sich im Alter von fünf bis sieben Jahren ab. Die Mutter wird in diesem Zeitraum nicht schwanger, so dass oft 7-8 Jahre zwischen zwei Geburten liegen.

 

Immer häufiger enden die Babys aber als Waisen in Auffangstationen wie von Borneo Orangutan Survival. Brandrodungen für die Palmölplantangen sind eine Ursache, aber häufig werden Orang Utans auch bei ihrer Nahrungssuche von Farmern abgeschossen, weil sie deren Ernte gefährden. Der Stern berichtete letztes Jahr von einem Fall, wo ein Orang Utan mit 130 Gewehrkugeln im Körper, davon 74 im Kopf, tot aufgefunden wurde – keinesfalls alle durch den Angriff, der ihn schlussendlich das Leben kostete. Wird eine Mutter mit Kind getötet, landet das Baby oft als Haustier unter unwürdigen Lebensbedingungen in kleinen Käfigen oder angekettet in Holzverschlägen.

 

Hoffnung ist nicht wirklich in Sicht. In Indonesien hängen 17 Millionen Arbeitsplätze von der Palmölindustrie ab – wohlgemerkt von einer Pflanze, die im Land gar nicht heimisch ist. Der Staat hat wenig Interesse daran etwas zu ändern. Im Gegenteil, die EU will 2030 aus der Nutzung von Palmöl für Biokraftstoffe wie E10 und Biodiesel aussteigen – in der EU steckt trotz aller Palmölprodukte in den Supermärkten der mit Abstand größte Verbrauch in diesen pseudoumweltfreundlichen Kraftstoffen – und bekommt unverhohlen die Drohung Indonesiens, das man dann aus den Klimaprogrammen aussteigt. Der einzige Weg scheint momentan in der Tat der Ankauf von Waldflächen zu sein, die damit der Palmölindustrie entzogen und für Orang Utans und andere Lebewesen verwendet werden.

 

Der auf dem April-Kalenderbild gezeigte Borneo Orang Utan aus dem Allwetterzoo Münster lebt inzwischen leider auch nicht mehr. Der im dänischen Aalborg geborene Pongo kam mit sechs Jahren nach Münster und musste in diesem Februar aufgrund einer langjährigen chronischen Lungenkrankheit eingeschläfert werden. Als dreifacher Vater konnte er seine Gene erfolgreich weitergeben – Sohn Ito lebt in Israel, der 5-jährige Mr Miyagi wohnt noch in Münster, wo die ein Jahr ältere Tochter Niah nach dem Tod ihres Vaters wahrscheinlich verbleiben wird.

März-Bild: Okapi

Okapis kennt eigentlich jeder. Sie sind unverkennbar mit ihrer schokobraunen Grundfärbung sowie dem weißen Hals und Gesicht sowie den gestreiften Beinen. Dennoch gehört das Okapi zu den seltenen und anspruchsvollen Tieren, nicht nur in Zoos. Es bildet in der Familie der Giraffenartigen eine eigene Gruppe, die mit den Giraffen eben am engsten verwandt ist. Okapis wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts überhaupt entdeckt im kongolesischen Regenwald, meist auf einer Höhe zwischen 500 und 1500 Metern über dem Meeresspiegel, weswegen die Tierart auch noch nicht gut erforscht ist.

 

Im Gegensatz zu den richtigen Giraffen sind Okapis Einzelgänger, auch die Weibchen. Sie leben territorial auf gar nicht mal so großen Revieren, die sie meist auf immer gleichen Pfaden durchstreifen. Während die Tiere in Zoos meist zwischen 15 und 20 Jahren alt werden, existieren aus dem Freiland nicht einmal Werte über die Lebenserwartung.

 

Ein großes Problem der Okapis ist die Herkunft im Kongo, ein oft von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägtem Gebiet. Die Art gilt als stark gefährdet, weil man keinen Überblick über die Bestandszahlen hat. Es können 50.000 sein, vielleicht auch nur 10.000 oder sogar weniger. Es gibt Schutzgebiete im Kongo für das Okapi, aber das Vorkommen ist auf relativ kleine Gebiete verteilt. Lebensraumverlust durch oft illegalen Bergbau – man denke hier auch an die Gewinnung von Kobalt für die E-Autos –  und die Bejagung für Fleisch sind die Hauptgefahren für die Tierart. Erst 2012 griffen Rebellen eine Schutzstation an und töteten Ranger sowie fast alle dort untergebrachten Okapis und zerstörten die Station.

 

Das hier gezeigte Okapi stammt aus dem Zoo Frankfurt, einem von sechs deutschen und 19 europäischen Okapi-Haltern.