Masai Mara

Die Masai Mara ist der berühmteste Nationalpark Kenias. Dank der Bemühungen von Bernhard und Michael Grzimek in den 60er Jahren wurde ein übernationaler Nationalpark erreicht, der die Wanderrouten von Gnus und Zebras berücksichtigt und nicht auf nationale Grenzen limitiert ist. Mit 1500 Quadratkilometern ist die Masai Mara als kenianischer Teil der Serengeti dabei erheblich kleiner als der tansanische Anschluss, der Serengeti Nationalpark, der knapp 15.000 Quadratkilometer umfasst.

 

Die Masai Mara besteht überwiegend aus weit einsehbarer Savanne. Keine Gegend in Kenia ist arten- und tierreicher. Das große Naturschauspiel findet statt wenn die gigantischen Herden von über einer Million Gnus, 500.000 Thomsongazellen, 200.000 Böhm-Steppenzebras, 100.000 Seregenti-Topis und 20.000 Elenantilopen sich im Juli/August von der Serengeti in die Masai Mara begeben. Dieses Schauspiel wurde eben von den Grzimeks aus der Luft entdeckt und durch sie verhindert, dass ein Zaun zwischen den Nationen diese Wanderroute verhindert. Im November geht der beschwerliche Weg wieder nach Tansania in die Serengeti. Der Übergang durch den Mara River, wo die Krokodile auf die Herden warten, ist sicherlich allen durch die Tierdokumentationen bekannt.

 

 

Nicht zu vernachlässigen ist jedoch, dass die Besiedlung des Gebiets voranschreitet und einige Tierarten deutlich im Bestand verringert wurden durch Jagd wie auch durch Ansiedlung von Nutzvieh. Vor allem die Anzahl an Giraffen, Impalas, Kuhantilopen und Warzenschweinen ist erheblich gesunken.

 

Aberdares Nationalpark

Benannt nach dem Entdecker der Region, dem schottischen Lord Aberdare, handelt es sich beim Aberdare Nationalpark um ein 766 km² großes Reservat. Die Aberdare Mountains gehen bis auf eine Höhe von 3.999 Metern hoch und bestehen aus drei Vegetationsschichten – im unteren Teil Buschland, im mittleren Teil Bambuswald, im oberen Teil Moorland.

 

 

Der Besuch des Parks ist anspruchsvoll. Es gibt nur wenige Fahrspuren, die Strecken sind teilweise steil auf Naturgrund, und ohne Guide darf man gar nicht erst in den Nationalpark. Wer eine Safari wie in der Savanne erwartet, wo man große Tiere schon aus der Ferne ohne Probleme sieht, wird hier sicherlich nicht glücklich. Wer aber wachen Auges überraschende Einblicke bekommen möchte, ist hier perfekt aufgehoben. Selbst Elefanten können ein paar Meter neben einem im Buschland entschwinden oder plötzlich auftauchen. Auch seltenere und scheue Arten kann man zu Gesicht bekommen, weil die einen natürlich auch nicht aus der Ferne bereits sehen und verschwinden – allerdings können diese Ansichten auch mal nur wenige Sekunden dauern.

 

 

In den Aberdares Mountains kommen die extrem seltenen Östlichen Bongos, auch Bergbongos genannt, vor. Diese Tierart gibt es ausschließlich noch in Kenia, wahrscheinlich deutlich unter 200 Exemplaren in der freien Natur, die dazu noch räumlich getrennt sind in verschiedenen Parks. Zu ihrem Schutz wurden die Löwen aus dem Park gebracht, um die wenigen verbliebenen Tiere nicht noch zu gefährden – Leoparden gibt es aber weiterhin. Die Kerntierart der Aberdares sind aber die Elefanten, von denen etwa 2.000 dort leben. Es ist faszinierend zu sehen, auf welch steilem Terrain sich die Tiere bewegen und wie grün alles ist, obwohl jeder einzelne ganze Büsche ausreißt und vertilgt.

Oktober-Kalenderbild: Großer Ameisenbär

Eine sehr interessante Tierart zeigt sich auf dem Oktober-Bild mit dem Großen Ameisenbär. Mit einem Bären hat die Tierart nichts zu tun – man vermutet, dass das Aufrichten für eine bessere Übersicht, die ähnlich aussieht wie beim Bären, zu dem Namen geführt hat. Die anderen Bestandteile des Namens sind dagegen treffend. Ameisen und Termiten sind die ausschließliche Nahrung des Ameisenbären, der als „Groß“ bezeichnet wird, weil er unter den Ameisenbären neben den Zwergameisenbären und den Tamanduas die größte Art darstellt.

 

Holt man etwas weiter in der Systematik aus, gehören die Ameisenbären zu den Nebengelenktieren, die sich durch zusätzliche Gelenke an der Wirbelsäule auszeichnen. Neben den Ameisenbären gehören die Faultiere und Gürteltiere zu dieser Überordnung, also alles Tiere, die in Südamerika beheimatet sind. Faultiere sind daher auch die nächsten Verwandten von Ameisenbären. Diese zusätzlichen Gelenke geben den Tieren besondere Fähigkeiten – das Gürteltiere kann sich einrollen, das Faultier kann sich vom Ast baumeln lassen und Ameisenbären können sich damit auf die Hinterbeine stellen, um zusätzliche Kraft für die mächtigen Krallen zu generieren.

 

Charakteristisch für den Großen Ameisenbären ist natürlich die lange Schnauze mit kleinem Mund, durch den sie ihre lange Zunge in einen Insektenbau zur Nahrungsaufnahme herausschnellen lassen können. Wichtig für die Tiere und auch Voraussetzung für die Mahlzeit sind allerdings auch die kräftigen Krallen, die sie benötigen, um den Bau überhaupt durchdringen zu können. Zähne braucht der Großen Ameisenbär daher nicht. Durch den langen und schmalen Kopf bleibt nicht viel Platz für ein Gehirn, weswegen die Tiere nicht gerade gedankenschnell und multitaskingfähig unterwegs sind. Sie sind aber immerhin so clever, dass sie Ameisenbauten nie leerfressen, um sicherzustellen, dass ihre Nahrungsquelle sich wieder vermehren kann und somit nicht versiegt.

 

Verglichen mit den anderen Vertretern der Ameisenbären ist der Große Ameisenbär der einzige Vertreter, der auf dem Boden bleibt und der seinen langen und buschigen Schwanz als Wärme- und Nässeschutz einsetzen kann.

 

Der Große Ameisenbär gilt als gefährdet wegen des Lebensraumverlusts durch aufkommende Landwirtschaft. Zwar ist er potentielle Beute von Raubtieren wie dem Jaguar oder Puma, aber zum einen bringt der schlanke und behaarte Ameisenbär nicht viel nahrhaftes Fleisch, dazu ist er äußerst wehrhaft mit seinen großen, scharfen Krallen in Verbindung mit sehr muskulösen Armen, so dass die Beutegreifer nach Möglichkeiten eher Abstand von einem Angriff nehmen. Von Menschen drohen dem Tier keine Angriffe, weil sein Fleisch vermutlich wegen seiner Nahrungsspezialisierung nicht als wohlschmeckend gilt. Die Nahrungsspezialisierung gibt aber auch gleichzeitig den Lebensraum vor. Wo intensiv Landwirtschaft betrieben wird, gibt es keine Ameisen und keine Termiten und damit auch keine Nahrung für den Ameisenbären.

 

Die Tiere sind strikte Einzelgänger, einzige Ausnahme sind die Weibchen mit ihrem kleinen Nachwuchs, den sie auf dem Rücken tragen. Mit spätestens einem Jahr wird das Baby entwöhnt und muss seines Weges ziehen. Als territorial lebende Tiere kann es vor allem zwischen Männchen zu heftigen Kämpfen kommen. Über die Lebenserwartung in freier Natur ist nichts bekannt, in menschlicher Obhut beträgt die Erwartung etwa 15 Jahre, wobei auch 25 Jahre im Ausnahmefall erreicht werden können.

 

Das Kalenderbild wurde aufgenommen im niederländischen ZooParc Overloon.

Lake Nakuru National Park

Der Lake Nakuru Nationalpark war ursprünglich ein Vogelschutzgebiet, das vor allem durch seine riesige Zwergflamingokolonie mit weit über einer Million Vögel bekannt war. Mittlerweile sind die die Tiere allerdings weitergezogen, es leben nur noch gut 1.500 Rosaflamingos am See. Mit einer Größe von 188 km² umfasst der Park aber natürlich deutlich größere Flächen als nur den Lake Nakuru selbst. Auch Nashörner und Giraffen wurden ins das bewachte Gebiet importiert, so dass sich die Artenvielfalt erhöht hat. Für Elefanten ist die Fläche aber immer noch zu klein. Unterm Strich bleibt der Nationalpark mit den zweitmeisten Besuchern Kenias aber bekannt für seine vielen Vogelarten, die sich am See niedergelassen haben.

 

Ol Pejeta

Die Artenschutzorganisation Ol Pejeta hat in den letzten Jahren Berühmtheit erlangt, weil sie die letzten Nördlichen Breitmaulnashörner beherbergt, die es überhaupt noch gibt. Die Tiere Sudan, Fatu und Najin wurden aus den Zoos in San Diego und Dvur Kralove mit einer Resthoffnung auf Vermehrung nach Kenia zurückgebracht, aber Sudan war nicht mehr zeugungsfähig und verstarb drei Monate vor meiner Reise. Sehen kann man die Tiere ohnehin nicht, sie leben streng bewacht hinter den Kulissen – wie übrigens viele andere Nashörner auch auf Koppeln und nicht etwa auf dem Gelände untergebracht sind, wo sie rund um die Uhr von bewaffneten Rangern geschützt werden.

 

 

Ol Pejeta ist ein 360 km² großes Gelände, das erst seit 1988 dem Artenschutz dient. Zuvor war dort eine riesengroße Viehzucht angesiedelt mit wechselnden Besitzern. Den Umschwung von Viehzucht zu Artenschutz verdankt man den Elefanten, denn die Farm lag auf ihrer Wanderroute von Mount Kenya zu den Aberdares, und sie rissen ständig die Zäune ein, wodurch die Nutzviehhaltung zu teuer wurde. Mittlerweile umgibt ein elektrischer Zaun das Gelände, um Konflikte mit der Bevölkerung zu vermeiden, verhindert auf der anderen Seite aber auch, dass die Herden ihre natürlichen Routen bewandern können. Heute gehört das Projekt dem britischen Unternehmen Flora and Fauna International.

 

 

Nashörner sind das prominenteste Thema auf Ol Pejeta, die größte Nashornhaltung Kenias gibt es hier. Insgesamt hat man aber alle Tierarten auf dem Gelände, die man in Savannen auch außerhalb antrifft, also auch die kompletten Big Five. Eine Besonderheit gibt es noch, nämlich das Sweetwater Chimpanzee Sanctuary, einem zooähnlichen Gehegekomplex, in das konfiszierte Schimpansen aufgenommen werden. In Kenia selbst leben keine Schimpansen, aber aus anderen Ländern werden Tiere dort eingestellt, die in vielen Fällen als Haustiere gelebt haben und von den Behörden einkassiert wurden.

 

Lake Naivasha / Crescent Island

Crescent Island ist eine Insel im Lake Naivasha, die Berühmtheit erlangt hat als Drehort für den Oskar-prämierten Film „Jenseits von Afrika“. Seinerzeit wurden Tiere auf die Insel gebracht, um eine entsprechende Kulisse für den Hollywood-Streifen zu haben. Nach Ende der Dreharbeiten hat man die Tiere dort belassen, wo sie durch die isolierte Lage ohne Feinde leben. Die Insel erreicht man mit kleinen Motorbooten.

 

 

Bekannt ist der Lake Naivasha auch durch die angesiedelte Blumenindustrie, ein Großteil der hierzulande angebotenen Rosen stammt von dort. Der See leidet unter niedrigem Wasserstand – etwa nur noch ein Drittel im Vergleich zu den 70ern – wofür die Blumenindustrie verantwortlich gemacht wird, was diese aber von sich weist. Ein schwieriger Konflikt, da dies für das Land neben dem Tourismus eine der Haupteinnahmequellen darstellt. Aus tierischer Hinsicht ist der See die Heimat für eine Fülle an Vogelarten sowie für Flusspferde. Am Seeufer befinden sich Hotels, teilweise mit eigenem Tierbestand wie in diesem Fall mit Defassa-Wasserböcken und Böhm-Steppenzebras.

 

 

 

Der See und seine Verwicklungen in die Blumenindustrie ist auch Gegenstand des sehr lesenswerten Buchs „Ich gab mein Herz für Afrika“, das über das Leben der ermordeten Tierfilmerin und Umweltschützerin Joan Root erzählt.

 

 

Nairobi National Park

Wer nach Kenia fliegt, landet entweder in Mombasa oder der Hauptstadt Nairobi. Unweit vom Jome Kenyatta Airport der Hauptstadt fährt man auf einer Autobahn und ist nur durch einen Zaun vom Nairobi Nationalpark getrennt, der ganze 7 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ist.

 

 

Der Nairobi National Park ist sicherlich nicht der schönste Park Kenias und mit 117 km² auch eher klein, nimmt aber eine wichtige Funktion ein. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass jeder Afrikaner sich mit Wildtieren auskennt, so leben 4,4 Millionen Menschen in der Großstadt Nairobi und haben wenig Berührungspunkte mit der Natur. Die Wichtigkeit der Natur und des Umweltschutzes kann den Großstädtern ideal im Park beigebracht werden. Bevor man auf das Gelände kommt, sieht man einige Anlagen, anhand derer Kindern Mülltrennung und Recycling beigebracht wird. Zudem befinden sich vor dem eigentlichen Parkeingang Berge mit Asche und Monumente, die an zwei Elfenbeinverbrennungen im Jahr 1989 und 2015 erinnern als insgesamt 27 Tonnen Elfenbein gewilderter Elefanten als Zeichen gegen die Wilderei verbrannt wurden.

 

 

Vom Tierbestand enthält der Park alle bekannten Arten mit Ausnahme von Elefanten. Für eine selbsttragende Elefantenpopulation reicht die Fläche von 117 km² nicht aus.

 

Kalenderbilder 2021

Die Bilder entstammen einer Vorabversion. Im Kalender taucht beim Afrik. Strauß natürlich nicht der Balken mit den ? auf wie auf dieser Seite!

 

August-Bild: Sahara-Dorkasgazelle

Die Dorkasgazelle stammt aus Nordafrika, dazu leben etwa 2.000 Tiere in Israel. Die Population in Israel ist stabil, während die 35.000 in Nordafrika lebenden Tiere abnehmende Tendenzen haben, vornehmlich wegen Großjagden aus Flugzeugen und von Motorrädern. Ihre Heimat sind in erster Linie Wüstengebiete, an die sie hervorragend angepasst sind. Sie braucht keine Wasserquelle, ihr reicht das Wasser, das sie aus den Futterpflanzen herauszieht.

 

Der Namen Dorkas ist griechisch und heißt bereits Gazelle, so dass der Begriff Dorkasgazelle im Grunde „Gazelle Gazelle“ heißt. Ihre Sozialstruktur ist anpassungsfähig. In harten Konditionen leben sie paarweise, in besseren Lebensräumen bilden sie eine klassische Haremsgruppe aus einem Bock, mehreren Weibchen und ihrem Nachwuchs. Die Babys werden abgelegt, wobei die Mutter sich nicht weit weg entfernt und äußerst aggressiv auf Störungen reagiert, es gab durchaus schon Todesfälle durch sich bedroht fühlende Mütter.

 

Hervorstechendste Fähigkeit der Tiere ist ihre Schnelligkeit. Auf der Flucht erreichen sie Geschwindigkeiten von deutlich über 80 km/h. Dies in Kombination mit Zickzack-Bewegungen macht sie auch zur schweren Beute für Raubtiere, eher ältere und kranke Tiere werden gerissen. Mehr zu schaffen machen den Tieren menschliche Siedlungen mit ihrem benötigten Farmland, das den Lebensraum verringert und Haustiere als Nahrungskonkurrenten mit sich bringt.

 

Auf den Bildern zeigen sich Mutter und Nachwuchs der Sahara-Dorkasgazelle, einer in der Westlichen Sahara vorkommenden Unterart, die fast ausgestorben ist. Das Foto entstand im Zoo Barcelona, der sich dem Erhalt dieser Spezies besonders verschrieben hat. Ausgesuche im Zoo nachgezüchtete Tiere werden in Senegal wieder angesiedelt.

 

Juli-Kalenderbild: Berberaffen

Berberaffen sind im Gegensatz zu ihrem für Affen eher unspektakulärem Aussehen besondere Tiere, was man gar nicht so vermuten würde. Sie gehören zu den Makaken, die eigentlich alle in Asien vorkommen – bis auf eben den Berberaffen, auch Magot genannt. Seine Heimat ist Algerien und Marokko, wo er in bewaldeten oder auch sehr felsigen Höhenlagen vorkommt.

 

Etwa 230 Tiere leben zudem in Gibraltar, was sie zur einzigen Affenart in Europa werden lässt. Allerdings sind dies dort importierte Tiere. Der Bestand war fast schon zusammengebrochen, aber weil eine Legende besagte, dass Gibraltar so lange in britischer Hand bleibt wie Berberaffen dort leben, ließ Winston Churchill die Population mit Tieren aus Nordafrika wieder auffüllen. Sind es damit keine eigentlichen Europäer? Sehr weit gefehlt, denn Fossilienfunde belegen, dass diese Affenart ursprünglich komplett in Europa beheimatet war – und dies sogar in Deutschland, genauer gesagt von Italien über Deutschland bis nach Osteuropa. Mit dem Einsetzen der letzten Eiszeit vor 30.000 Jahren hatte sich das dann erledigt.

 

Berberaffen sind Gruppentiere, die in strengen Sozialverbänden leben. Ein dominantes Männchen ist der Boss der Gruppe, die durchaus andere Männchen umfasst, die sich sogar fortplatzen können, aber der Chef steht in der strengen Hierarchie oben und hat die besten Chancen auf eine Verpaarung. Dadurch, dass die Tiere promiskuitiv sind, wissen die Männchen nicht, ob sie wirklich der Vater der Jungtiere sind und kümmern sich bereitwillig um den Nachwuchs. Der männliche Nachwuchs verlässt mit Eintreten der Geschlechtsreife in etwa im Alter von fünf Jahren die Gruppe, während der weibliche Nachwuchs in der Gruppe bleibt. Weibchen können etwa 30 Jahre alt werden, die Männchen schaffen fünf Jahre weniger.

 

Trotz ihrer einst großen Verbreitung sind die Berberaffen heute als stark gefährdet gelistet. Der Großteil der Population lebt noch in Marokko. Probleme hat die Tierart einige. Das Kleinste ist, dass er bei Leoparden, Hyänen und auch einigen Greifvögeln auf der Speisekarte steht. Gravierender ist das Einfangen als Haustier und als Touristenattraktion. Das größte Problem aber ist die zunehmende Agrarwirtschaft, die zum einen den Lebensraum verkleinert und defragmentiert, aber auch in der Folge, dass die Tiere natürlich von der Ernte angelockt werden, was die Betreiber der Felder nicht erfreut und zu entsprechenden Gegenaktionen führt.

 

Für Menschen ist der Berberaffe hingegen eher nicht gefährlich, viele Zoos bieten begehbare Anlagen an. Ein prominentes Opfer hat ein Berberaffe allerdings einmal verursacht und zwar König Alexander von Griechenland. Der lief nämlich mit seinem Hund durch die Gegend als der Hund in einen Kampf mit einem Affen geriet. Ein Magot kam hinzu und biss dem König ins Bein und in die Brust. Er wollte das nicht an die große Glocke hängen mit der Folge, dass er an einer Blutvergiftung 1920 starb.

Juni-Bild: Flusspferd

Das Flusspferd ist in groben Zügen jedem bekannt. Die schweren Kolosse – nach Elefanten und Breitmaulnashörnern die schwersten Landtiere – kommen in Afrika überall an den größeren Flüssen vor. Bis zu 150.000 Tiere werden aktuell noch geschätzt, doch die Tendenz ist stark abnehmend, weswegen die Flusspferde als gefährdet gelistet sind.

 

Zu klären gilt zunächst der Name. Flusspferd, Nilpferd, Hippo(potamus) – was ist denn nun richtig? Im Grunde alles und nichts, aber alle Namen sind im Deutschen gebräuchlich. Der Ursprung geht auf das griechische Wort hippopotamos zurück, von dem die Lateiner die leichte Abwandlung hin zu Hippopotamus vorgenommen haben. Zu Deutsch bedeutet dies im Grunde schon das Wort Flusspferd. Mit einem Pferd haben Hippos wenig gemeinsam, aber den aus dem Wasser ragenden Kopf empfand man wohl als pferdeähnlich. Das Wort Nilpferd ist hingegen dadurch entstanden, dass im Nil lebende Tiere als Erstes beschrieben wurden und so wurde der Fluss der Namensgeber. Heute existiert ausgerechnet an dem namensgebenden Fluss kein Flusspferd mehr.

 

Neben einem Fluss ist für die Tiere essentiell, dass es Grasflächen am Ufer für die Nahrungsaufnahme gibt. Flusspferde sind Vegetarier, auch Fische sind vor ihnen sicher. Der Magen erlaubt es Nilfperden zwar auch Aas und Fleisch zu verdauen, aber das sind seltene Ausnahmen. Über die Legende, dass Flusspferde das Tier sind, das in Afrika die meisten Menschen umbringt, gibt es keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte. Fakt ist, dass die Tiere aggressiv werden können und sowohl ein entsprechendes Gebiss haben, um töten zu können, aber auch wegen der Körpermasse gefährlich sind.

 

Tagsüber verbringen die Hippos die Zeit dösend und ruhend im Wasser, erst nachts werden sie aktiv und gehen an Land um zu grasen. Trotz der kurzen Beine und der vielen Zeit im Fluss sind die Huftiere bessere Läufer als Schwimmer. An Land können sie Kilometer zurücklegen und 30 km/h schnell werden. Im Wasser bewegen sie sich eher laufend als schwimmend fort. Die Sonne ist nicht gut für ihre Haut, weswegen sie tagsüber das Wasser aufsuchen.

 

In der freien Wildbahn können Flusspferde 30-40 Jahre alt werden. Dies trifft eher auf die in Herden lebenden Kühe zu, während die bis zu fünf Meter lang und 4,5 Tonnen schwer werdenden Bullen im Normalfall schon vorher bei Rivalenkämpfen ums Leben kommen. Im Zoo wurde das älteste Flusspferd 61 Jahre alt.

 

Das Flusspferd ist neben dem Zwergflusspferd eines von zwei Vertretern aus der gleichnamigen Familie der Flusspferde. Als nächste Verwandte dieser Gruppe gelten heutzutage die Wale.

 

Das hier gezeigte Flusspferd lebt im niederländischen Emmen im Wildlands Adventure Zoo und zeigt eindrucksvoll sein Gebiss, das es im Winkel bis zu 150° öffnen kann.

Mai-Kalenderbild: Balistar

Im vergangenen Jahr erlangte der Balistar ein wenig Bekanntheit als „Postervogel“ der EAZA (European Association of Zoos and Aquariums) Kampagne „Silent Forest“, in der auf die bedrohliche Lage der Singvögel Südostasiens aufmerksam gemacht wurde. In der Tat ist diese Vogelart – hier auf einem Bild aus dem NaturZoo Rheine zu sehen – dank Zuchtbemühungen, die im Zoo Wuppertal 1988 starteten, heute hauptsächlich dank Zoos überhaupt noch am Leben.

 

Warum hat es diese Vogelart so schwer? Der erste Grund ist einer, für den niemand etwas kann: ihn gibt es nur in einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet im Nordwesten von Bali. Das zweite Problem ist die rasante Zunahme der einheimischen Bevölkerung. Von 2000 bis 2010 hat sich die Einwohnerzahl um fast 25% gesteigert, seitdem nochmal um knapp 10%. Es geschieht das, was überall passiert wenn der Mensch sich ausbreitet: es wird Land gebraucht für die Bevölkerung zum Wohnen und natürlich Anbaufläche, um die Bevölkerung zu ernähren. Dafür und auch für den Tourismus verschwindet der Wald, der Lebensraum vom Balistar und anderer Tierarten.

 

Der dritte Aspekt ist paradoxerweise die Tierliebe von Touristen, die auf den asiatischen Märkten Vögel in viel zu kleinen Käfigen sehen. Diese sind bewusst klein gewählt, um das Mitleid der Touristen zu erzeugen – sie kaufen die Vögel und lassen sie frei, nichtsahnend, dass der Großteil der Vögel sowieso schnell wieder eingefangen wird, so dass für die Tiere dieselbe Prozedur von vorne beginnt. Der gutgläubige Tourist finanziert damit genau das, was er nicht möchte, nämlich die Tierquälerei. Für die arme einheimische Bevölkerung ist dies keine Boshaftigkeit, sondern einfach eine Chance an Geld zu kommen. Den Balistar wird man aber eher nicht auf diesen Märkten antreffen, denn dafür ist er zu wertvoll. Gut 2.000 Dollar lassen sich mit ihm erzielen wenn man ihn an reiche Vogelbesitzer verkauft.

 

Die EAZA Kampagne Silent Forest trägt ihren Titel daher, weil diese Praktiken dazu führten, dass man in Südostasien in die Wälder gehen kann und praktisch keine Vogelstimmen mehr hört.

 

Im Fall des Balistars muss man fairerweise sagen, dass es ihn wahrscheinlich nie in rauen Mengen gegeben hat aufgrund seines kleinen Verbreitungsgebietes, möglicherweise nie 1.000 Tiere in der freien Wildbahn. Auf Bali selber ging der Bestand zwischenzeitlich auf eine einstellige Anzahl zurück. Durch Zoonachwuchs konnte der Vogel mittlerweile an anderen Stellen wieder angesiedelt werden. Anfangs war man sich nicht einmal sicher, ob dieses Vorhaben gelingen würde angesichts des kleinen ursprünglichen Verbreitungsraums, aber das Vorhaben klappte. Momentan schätzt man die Zahl freilebender Balistare auf etwa 200 ein. Die IUCN stuft ihn damit als vom Aussterben bedroht ein.

 

Spendenaktion 2020 abgeschlossen

Wegen der Corona-Krise muss in diesem Jahr auf die üblichen Übergabefotos anlässlich der Kalenderaktion verzichtet werden. Die Spenden sind dennoch längst bei den Empfängern angekommen. Die Organisationen Euronerz und das Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB) in Kambodscha konnten sich beide über 473 Euro freuen. Das Dankeschön hierfür gilt allen Käufern und Unterstützern, die es ermöglich haben, dass dem Artenschutz erneut eine Summe in dieser Größenordnung zur Verfügung gestellt werden konnte. Der 2021er Kalender ist bereits in Planung.

April-Bild: Borneo Orang-Utan

Über Borneo Orang Utans wurde an dieser Stelle im ersten Jahr des Charity Kalenders schon viel berichtet als die hervorragende Artenschutzorganisation Borneo Orangutan Survival Zuwendungen aus dem Verkauf des Primaten-Kalenders erhielt. Das Thema hat leider nach wie vor nichts an Aktualität eingebüßt. In den 70ern lebten noch fast 300.000 Orang Utans auf Borneo, heute beträgt die Anzahl nur noch zwischen 50.000 und 100.000 „Waldmenschen“, was das Wort Orang Utan aus der Landessprache übersetzt heißt. Kein Wunder, hat man allein im letzten Jahrzehnt für Palmölplantagen Urwald von der Größe komplett Bayerns auf Borneo abgeholzt – ein Lebensraum, den Orangs zwingend zum Leben benötigen. 85% des weltweiten Palmöls stammt aus Indonesien und Malaysia.

 

Besonders tragisch: der Bestand erholt sich nicht. Orang Utans sind absolute Einzelgänger, die nur dort vermehrt vorkommen, wo reichlich Futter für mehrere Tiere vorhanden ist. Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit etwa zehn Jahren, Weibchen können mit etwa sieben Jahren Nachwuchs bekommen. In den ersten zwei Lebensjahren wird das Baby permanent von der Mutter getragen, erst danach wird es Stück für Stück selbständiger und nabelt sich im Alter von fünf bis sieben Jahren ab. Die Mutter wird in diesem Zeitraum nicht schwanger, so dass oft 7-8 Jahre zwischen zwei Geburten liegen.

 

Immer häufiger enden die Babys aber als Waisen in Auffangstationen wie von Borneo Orangutan Survival. Brandrodungen für die Palmölplantangen sind eine Ursache, aber häufig werden Orang Utans auch bei ihrer Nahrungssuche von Farmern abgeschossen, weil sie deren Ernte gefährden. Der Stern berichtete letztes Jahr von einem Fall, wo ein Orang Utan mit 130 Gewehrkugeln im Körper, davon 74 im Kopf, tot aufgefunden wurde – keinesfalls alle durch den Angriff, der ihn schlussendlich das Leben kostete. Wird eine Mutter mit Kind getötet, landet das Baby oft als Haustier unter unwürdigen Lebensbedingungen in kleinen Käfigen oder angekettet in Holzverschlägen.

 

Hoffnung ist nicht wirklich in Sicht. In Indonesien hängen 17 Millionen Arbeitsplätze von der Palmölindustrie ab – wohlgemerkt von einer Pflanze, die im Land gar nicht heimisch ist. Der Staat hat wenig Interesse daran etwas zu ändern. Im Gegenteil, die EU will 2030 aus der Nutzung von Palmöl für Biokraftstoffe wie E10 und Biodiesel aussteigen – in der EU steckt trotz aller Palmölprodukte in den Supermärkten der mit Abstand größte Verbrauch in diesen pseudoumweltfreundlichen Kraftstoffen – und bekommt unverhohlen die Drohung Indonesiens, das man dann aus den Klimaprogrammen aussteigt. Der einzige Weg scheint momentan in der Tat der Ankauf von Waldflächen zu sein, die damit der Palmölindustrie entzogen und für Orang Utans und andere Lebewesen verwendet werden.

 

Der auf dem April-Kalenderbild gezeigte Borneo Orang Utan aus dem Allwetterzoo Münster lebt inzwischen leider auch nicht mehr. Der im dänischen Aalborg geborene Pongo kam mit sechs Jahren nach Münster und musste in diesem Februar aufgrund einer langjährigen chronischen Lungenkrankheit eingeschläfert werden. Als dreifacher Vater konnte er seine Gene erfolgreich weitergeben – Sohn Ito lebt in Israel, der 5-jährige Mr Miyagi wohnt noch in Münster, wo die ein Jahr ältere Tochter Niah nach dem Tod ihres Vaters wahrscheinlich verbleiben wird.

März-Bild: Okapi

Okapis kennt eigentlich jeder. Sie sind unverkennbar mit ihrer schokobraunen Grundfärbung sowie dem weißen Hals und Gesicht sowie den gestreiften Beinen. Dennoch gehört das Okapi zu den seltenen und anspruchsvollen Tieren, nicht nur in Zoos. Es bildet in der Familie der Giraffenartigen eine eigene Gruppe, die mit den Giraffen eben am engsten verwandt ist. Okapis wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts überhaupt entdeckt im kongolesischen Regenwald, meist auf einer Höhe zwischen 500 und 1500 Metern über dem Meeresspiegel, weswegen die Tierart auch noch nicht gut erforscht ist.

 

Im Gegensatz zu den richtigen Giraffen sind Okapis Einzelgänger, auch die Weibchen. Sie leben territorial auf gar nicht mal so großen Revieren, die sie meist auf immer gleichen Pfaden durchstreifen. Während die Tiere in Zoos meist zwischen 15 und 20 Jahren alt werden, existieren aus dem Freiland nicht einmal Werte über die Lebenserwartung.

 

Ein großes Problem der Okapis ist die Herkunft im Kongo, ein oft von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägtem Gebiet. Die Art gilt als stark gefährdet, weil man keinen Überblick über die Bestandszahlen hat. Es können 50.000 sein, vielleicht auch nur 10.000 oder sogar weniger. Es gibt Schutzgebiete im Kongo für das Okapi, aber das Vorkommen ist auf relativ kleine Gebiete verteilt. Lebensraumverlust durch oft illegalen Bergbau – man denke hier auch an die Gewinnung von Kobalt für die E-Autos –  und die Bejagung für Fleisch sind die Hauptgefahren für die Tierart. Erst 2012 griffen Rebellen eine Schutzstation an und töteten Ranger sowie fast alle dort untergebrachten Okapis und zerstörten die Station.

 

Das hier gezeigte Okapi stammt aus dem Zoo Frankfurt, einem von sechs deutschen und 19 europäischen Okapi-Haltern.

Februar-Bild: Sonnensittiche

Wenn man einen Blick auf die Sonnensittiche wirft, erkennt man schnell den Ursprung ihres Namens. Das orange- und gelbfarbene Gefieder scheint wie die Sonne. Warum aber ist eine solche Art sogar stark gefährdet? Die Annahme hat man bei Sittichen für gewöhnlich nicht, die in der ein oder anderen Art gerne als Haustiere gehalten werden.

 

Die Sonnensittiche kommen im nordöstlichen Südamerika vor und leben in Wäldern. Sie können bis 30 Jahre alt werden, leben als monogames Paar innerhalb von Gruppen mit 20-30 Tieren. Verlassen sie die Gruppe, kommunizieren sie laut über Distanzen, um sich wieder zusammenzufinden Ihre Ernährung ist weit gefächert von Beeren, Früchten, Körnern, Blumen bis hin zu Insekten.

 

Trotzdem ist ihr Bestand gefährdet. Der Grund liegt im Verlust des Lebensraums und im Fang der Tiere entweder für die Haustierhaltung oder aber wegen ihrer schönen Federn. Bis zu 800.000 dieser Vögel wurden pro Jahr gefangen, so dass mittlerweile mehr Sonnensittiche in Haushalten als in der freien Natur leben. In den USA darf der Vogel bereits seit 1992 nicht mehr importiert werden, die EU hat dies 2007 verboten. Dies geschah in der Hoffnung, dass die Bestandszahlen sich wieder erholen, fast zeitgleich wurde die Art 2008 auf die Liste der bedrohten Arten gesetzt.

 

Der Begriff Sittich ist übrigens etwas täuschend. Alle Sittich genannten Vögel gehören zu den Papageienartigen, aber es bestehen mitunter nähere Verwandtschaften einzelner Sitticharten zu Papageien als zu anderen Sittichen. Der Sonnensittich wird den Keilschwanzsittichen zugeordnet. Auf Facebook und Instagram zeigen wir andere Sittichbeispiele in diesem Monat.

Januar-Bild: Europäischer Nerz

Im Januar geht es gleich mitten in die einheimische bedrohte Tierwelt. Der Europäische Nerz gilt seit 2011 als vom Aussterben bedroht. Zunächst wurden Nerze von Pelztierjägern getötet, was ihre Population sinken ließ. Das alleine hätte ihren Bestand allerdings nicht gefährdet, andere Tierarten waren zu dem attraktiver für die Pelzgewinnung, z.B. der Zobel. Ein weiterer viel populärerer Pelztierlieferant ist der Amerikanische Nerz – Mink genannt – der größer ist und damit mehr Pelz abwirft. Er wurde deshalb von Pelztierfarmen importiert und er entkam. Die entflohenen Populationen setzten sich gegenüber ihrem kleineren europäischen Verwandten durch und verdrängten sie vielerorts. Hinzu kam das Problem, dass Nerze an dicht bewachsenen Flüssen und Seeufern leben. Durch die Begradigung vieler Flüsse entschwand ihr Lebensraum. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich beim Europäischen Nerz um absolute Einzelgänger handelt, die ein Revier für sich beanspruchen.

 

Anfang dieses Jahrtausends wurde angefangen etwas für den Nerz zu unternehmen. Renaturierungen an den Flüssen gehören dazu, aber Auswilderungen des Nerzes machen nur dort Sinn, wo kein Mink ansässig ist. Am Erfolgreichsten verliefen Nerz-Projekte in Estland. In Deutschland kümmert sich Euronerz aus dem Osnabrücker Raum um die Nerze. Hier besteht eine Zuchtstation, wo die Tiere miteinander verpaart werden. Die Rüden oder schwangeren Fähen werden in Zoos und Tierparks gebracht, wo auf die Tierart aufmerksam gemacht werden soll. Der Nachwuchs wird entweder zumeist am Steinhuder Meer ausgewildert oder aber verbleibt in den Zuchtstationen zur Verbesserung des Genpools. Den tatsächlichen Bestand am Steinhuder Meer kann man nicht sagen, allerdings konnte durch Fotofallen belegt werden, dass es bereits Nachwuchs in der Natur dort gab.

 

Wie schwer Nerze in der Natur zu finden sind, kann jeder ahnen, der in Zoos schon welche fotografieren wollte. Ein Schnappschuss wie das aktuelle Kalenderbild aus dem Zoo Osnabrück gelingt selten bei den scheuen Marderartigen.

Dezember-Bild Raubtier-Kalender: Tiger

Ein geteiltes Kalenderblatt zeigt die größte und die kleinste noch lebende Tigerart. Links findet sich der im tropischen Dschungel lebende kleine Sumatra-Tiger, während rechts der große in der Kälte vorkommende Sibirische Tiger abgebildet ist. Die beiden gehören zu den sechs noch vorkommenden Tigerarten, die allesamt stark gefährdet sind. Vom Sibirischen oder Amurtiger gibt es freiblebend noch etwa 500 Exemplare, die Schätzungen beim Sumatra-Tiger belaufen sich auf maximal noch 400  wildlebende Tiere.

 

Beide Tigerarten leben von ihrem unauffälligen Anschleichen, weswegen der im farbenfrohen asiatischen Dschungel vorkommende Sumatra-Tiger auch eine farbintensivere Färbung aufweist. Der im Kalten und farbloseren Wald Sibiriens lebende Amurtiger zeigt ein deutlich kälteres Orange. Ein gerne mal gefordertes Auswildern von Zootieren scheitert schon daran, dass die Tiere große Territorien benötigen und Menschen naturgemäß ungern in der Nähe von Tigern leben. Es gibt insbesondere von Sibirischen Tigern eine ausreichende Reservepopulation. Die Art wird in europäischen Zoos deswegen gerne gezeigt, weil man für sie aufgrund der Kälteresistenz keine Warmhäuser im Winter benötigt.

 

Den hier gezeigten Sumatra-Tiger kann man im Zoo Osnabrück sehen. Es handelt sich um die 2012 in Warschau geborene Katze Diana, die seit fünf Jahren in Niedersachsen lebt. Auf dem rechten Bild handelt es sich um einen damals einjährigen Nachwuchs-Amurtiger aus dem Zoo Duisburg.

Im Gespräch mit dem Euronerz-Vorsitzenden Wolfgang Festl

Wolfgang Festl ist Vorsitzender des Vereins Euronerz. Hauptberuflich ist er als Revierleiter im Zoo Osnabrück angestellt, privat steht auf seinem Grundstück die Verpaarungsstation, die dafür sorgt, dass Nerze nachgezüchtet und wieder angesiedelt werden können. Über die aktuellen Geschehnisse sprach Charity Kalender mit ihm:

 

Charity Kalender: Wie verlief die Zucht in diesem Jahr?

Wolfgang Festl: Durchschnittlich. Etwa 40 Jungtiere konnten aufgezogen werden. Wenn es gut läuft, schaffen wir 60, wenn es schlecht läuft nur 25 Tiere pro Jahr.

 

CK: Wie viele dieser Tiere konnten wiederangesiedelt werden?

Festl: 30 sind in diesem Jahr am Steinhuder Meer angesiedelt worden, die anderen kommen ins Zuchtprogramm.

 

CK: Wie hoch ist die Aufzuchtrate?

Festl: Etwa 40-60% der Fähen bekommen Nachwuchs. Wir wissen noch gar nicht so viel über das Paarungsverhalten, viele Exoten sind besser erforscht als manche einheimische Tierart. Es fehlen wissenschaftliche Mitarbeiter, die sich mit diesen Themen beschäftigen. In der Wildnis sind Nerze absolute Einzelgänger, möglicherweise hemmt auch die Nähe zu anderen Tieren die Aufzuchtrate.

 

CK: Wie lange können die Tiere leben?

Im Schnitt werden die Tiere 5-6 Jahre alt. Eine Fähe bekommt normalerweise 3-4x Nachwuchs in ihrem Leben mit bis zu fünf Jungtieren. Unser Rekord im Zuchtzentrum liegt bei einer 10-jährigen, die noch einfachen Nachwuchs bekommen hat.

 

CK: Das Steinhuder Meer ist das Kernstück des Auswilderungsprojekts. Würde die Population sich dort bereits von allein tragen ohne Nachwuchs dort anzusiedeln?

Festl: Wahrscheinlich nicht. Es ist dort eine gute Lage und wir wissen, dass es in der Natur auch schon Nachwuchs gegeben hat, aber wir kennen die Bestandzahlen nicht. Das Gebiet steht unter Naturschutz und darf nicht betreten werden, wir haben nur Material aus Fotofallen. Von daher wissen wir, dass es dort Nerze gibt und es auch schon Jungtiere gegeben hat, aber konkrete Zahlen kann man nicht nennen.

 

CK: Anfang des Jahres haben wir über ein neues Zuchtzentrum gesprochen. Steht das mittlerweile?

Festl: Aus verschiedenen Gründen ist der Aufbau der Station in Verzug geraten. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Arbeiten noch dieses Jahr abgeschlossen werden können.

Unterstützung für den Charity Kalender

Auf der Website des Zoo Osnabrück befindet sich aktuell ein Beitrag über den Charity-Kalender. Anlass ist die Unterstützung des Projekts Euronerz, das federführend von Wolfgang Festl betrieben wird, der hauptberuflich als Revierleiter im Zoo angestellt ist. Mehr über dieses Projekt folgt an dieser Stelle in Kürze. Ein Dankeschön geht auch an die Zoofreunde Duisburg, die den Charity Kalender in ihrem Newsletter vorgestellt haben.

 

Den Bericht auf der Website des Zoo Osnabrück kann man hier nachlesen:

https://www.zoo-osnabrueck.de/aktuelles/news/artikel/news-title/neuer-charity-kalender-217/