Wenn man an Primaten denkt, haben die meisten von ihren Zoobesuchen muntere Affen vor Augen, die immer quirlig spielen und gerne schon mal Unsinn machen. Dabei sind Primaten eine komplexe Gattung, angefangen vom 30 Gramm schweren Koboldmaki bis zum 200 kg schweren Gorilla. Natürlich sind es unsere nächsten Verwandten, die großen Menschenaffen, die eine besondere Faszination auf uns ausüben. Wer das Bild dieser munteren Tiere im Hinterkopf hat, kann schon mal darüber vergessen wie ernst es in der freien Natur um sie aussieht. Nicht zuletzt aus dem Grund haben wir uns in der ersten Ausgabe von Charity-Kalender diesem Thema gewidmet.
Insgesamt gibt es 496 Primatenarten, von denen mittlerweile über die Hälfte gefährdet ist. Alleine auf der Insel Madagaskar existieren 101 Arten und beinahe 90% der Population dort ist im kritischen Zustand. Bei Asiens 119 Arten sind es beinahe zwei Drittel der Arten, um die man sich Sorgen machen muss. Heimisch sind Primaten ausschließlich in Mittel- und Südamerika (Neuweltaffen), in Afrika und Asien (Altweltaffen).
Findige Südeuropatouristen werden jetzt einwerfen, dass es in Gibraltar doch auch Affen gibt. Dies ist völlig richtig. Es handelt sich dabei um Berberaffen oder auch Magots genannt, die mit großer Wahrscheinlichkeit aus Nordafrika importiert worden sind. Die heute dort lebenden 230 Tiere lassen sich auf Winston Churchill zurückführen. Weil eine Legende besagt, dass Gibraltar solange in britischer Hand bleibt wie Magots dort leben, ließ er die auf wenige Tiere zurückgegangene Population durch Tiere aus ihrer ursprünglichen Heimat Marokko und Algerien wieder auffüllen. Auch wenn es damit keine eigentlichen europäischen Affen sind, weisen sie doch eine geographische Besonderheit auf, da sie Afrikas einzige Primaten sind, die nördlich der Sahara zuhause sind. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: sie sind die einzigen zur Gattung der Makaken gehörenden Affen, die nicht in Asien zuhause sind.
Man mag jetzt meinen, dass ein Affe, der so robust ist, dass er in Europa klarkommt und der in Gibraltar auch ein Stück weit lästig sein kann, doch keine Bestandssorgen haben muss, allerdings ist das Gegenteil der Fall: der Berberaffe ist stark gefährdet, die Population ist in den letzten 30 Jahren um über die Hälfte gesunken. Etwa 6.000-8.000 Tiere leben weltweit, davon mindestens zwei Drittel in Marokko. Mit zwei Problemen hat der Bestand vornehmlich zu kämpfen: zum einen werden jährlich 200-300 Babys weggefangen und als Haustiere illegal verkauft. Zum anderen hat die aufkommende Landwirtschaft zur Folge, dass es weniger zusammenhängende Lebensräume gibt und damit die einzelnen Gruppen voneinander getrennt wurden.
In Zoos sind Berberaffen dagegen weit verbreitet und bilden damit einen soliden Reservepool. Sehr schöne begehbare Anlagen befinden sich im NaturZoo Rheine und im Apenheul Apeldoorn. Weiterhin können Sie sich Berberaffen im Arche Noah Zoo Braunschweig, im Opel Zoo Kronberg, im Tiergarten Nürnberg oder im Zoo Barcelona ansehen.
Im Laufe dieser Primatenaktion informieren wir über weitere Besonderheiten verschiedener Affenarten.