März: Weißbartgnus und Thomsongazellen auf Crescent Island

Die Kalenderbilder der nächsten zwei Monate führen uns nach Crescent Island, einer Insel im Lake Naivasha. Dort befindet sich ein zu Fuß begehbares Schutzgebiet. Wie aber kommen die Tiere überhaupt dahin? Nun, der Oskar-prämierte Film „Jenseits von Afrika“ wurde 1985 hier gedreht. Um eine ansprechende Kulisse zu haben, transportierte man Tiere auf die Insel. Nach Beendigung der Dreharbeiten ließ man sie dort zurück, wo sie im Grunde frei von natürlichen Feinden leben.

 

Wer schon mal eine Besichtigung in der Meyer-Werft gemacht hat, könnte sich gemerkt habeb, dass das Schiff, das in „Jenseits von Afrika“ zu sehen ist, eben dort im emsländischen Papenburg als „Graf Götzen“ gebaut wurde. Dies fährt heute noch unter dem Namen „Liemba“ auf dem Tanganjikasee. Mit entsprechenden Erwartungen fragte ich den Guide auf dem Weg wegen der im Reiseplan stehenden Bootsfahrt nach Crescent Island, wann denn das Schiff zur Insel übersetzen würde. Der etwas überraschte Guide meinte, dass es dann fährt wenn wir dahin kommen. Die Auflösung gab es dann vor Ort: die Fahrt war keineswegs in einem größeren Dampfer, sondern in diesem Ozeanriesen:

 

 

Auf der nicht allzu langen Fahrt zog der Himmel allmählich zu, so dass der nächste Regenschauer absehbar war. Der blaue Salon auf dem Ozeanriesen bot genauso wenig Deckung wie sie auf der Insel zu erwarten war, daher dauerte der Ausflug leider nicht lang. Wer genauer hinsieht, entdeckt auf dem Foto noch Zebras, die aber später noch separat im Kalender auftauchen. Mit Adleraugen könnte man noch Vogelarten in der Distanz erspähen wie einen Kronenkranich oder Kormorane, aber es ist definitiv kein Besuch beim Optiker notwendig wenn man dies nicht erkennt. Wir wenden den Blick lieber auf die beiden im Vordergrund trabenden Tierarten. Zum einen handelt es sich dabei um Weißbartgnus, zum anderen um Thomsongazellen.

 

Weißbartgnus gehören zu den Kuhantilopen, bei denen die Bullen im Schnitt 250 kg auf die Waage bringen, die Kühe etwas weniger als 200 kg. Die Grundfarbe ist eher grau, die dunklen Streifen kommen damit besser zur Geltung. Man schätzt den Bestand der Östlichen Weißbartgnus auf etwas weniger als 100.000 Tiere ein – im Gegensatz zur Serengeti-Variante, von der es über eine Million Tiere gibt. Bedroht sind sie entsprechend nicht. Die bis etwa 20 Jahre alt werdenden Weißbartgnus leben in Gruppen von zehn bis zu 1.000 Weibchen mit Jungtieren, während die Bullen grundsätzlich Einzelgänger sind. Die Grasfresser müssen zweimal täglich trinken – kein ganz geringes Risiko, denn die Liste ihrer Feinde ist weit gefächert, vom Löwen bis hin zum Krokodil, denen sie beim Erkennen der Gefahr mit einem bis zu 80 km/h schnellen Sprint versuchen zu entkommen, ehe sie sich umdrehen und die Situation neu evaluieren.

 

Die Thomsongazellen – von Einheimischen Tommies genannt – sind zierlich kleine Stirnwaffenträger, die etwa einen Meter hoch werden und um die 20 Kilo auf die Waage bringen. Charakteristisch ist der breite schwarze Streifen an den Flanken. Beide Geschlechter tragen Hörner, die der Männchen sind allerdings deutlich größer. Die bis 15 Jahre alt werdenden Tiere weisen die Besonderheit auf, dass sie durchaus auch zweimal im Jahr gebären können. Bei einer Tragzeit von 6-7 Monaten muss es dafür allerdings einen schnellen Durchlauf geben… Eine Herde kann 200 Tiere umfassen, aber wenn eine Geburt ansteht, setzt das Weibchen sich einige Tage vorher ab und bleibt bis zu drei Wochen beim Nachwuchs, was wie folgt aussieht:

 

Als kleines Huftier ist die Thomsongazelle begehrtes Opfer von Raubtieren. Sie können bis zu 80 km/h schnell werden und diese Geschwindigkeit über 15-20 Minuten halten, um den Angreifern zu entkommen. Als Besonderheit können sie überraschende Sprünge einstreuen, die ihre Jäger verwirren sollen. Mittlerweile gilt die nur in Kenia und Tansania vorkommende Thomsongazelle als potentiell gefährdet.