Regnerisches deutsches Landwetter Ende Oktober, das so gar nicht an Drills in Westafrika erinnern lässt, begleitete mich auf dem Weg nach Hannover. Eine Aktion für eine Artenschutzorganisation zu starten ist eine Sache, ein persönlicher Eindruck nochmal ungleich wertvoller. Und so ging die Fahrt zum Erlebnis-Zoo Hannover – nicht wegen deren neuer Drillanlage, sondern für ein Kennenlernen mit der Rettet-den-Drill-Vorsitzenden Kathrin Paulsen.
Dass das Treffen in einem Zoo stattfand, war kein Zufall. Denn Kathrin Paulsen ist wie die meisten Initiatoren von Rettet den Drill Tierpflegerin, die mit diesen Tieren arbeitet. Alle Drill haltenden Zoos unterstützen die Aktion, die aus den Kreises ihrer Mitarbeiter entstanden ist. Formell gibt es den Verein seit 2004, zuvor war dies eine private Initiative, auch wiederum aus Tierpflegerkreisen heraus. Da die Entwicklung aber stetig voranging, entschloss man sich zur Gründung des Vereins. Die Buchhaltung läuft sogar über den Tierpark Nordhorn, der nicht einmal zu den Drillhaltern zählt. Aktuell gibt es sechs Zoos in Deutschland, die diese Tiere halten, und europaweit sind es 17 – bei der geringen Anzahl kein Wunder, dass der Drill eher zu den unbekannteren Tierarten gehört, denn heutzutage sind es in erste Linie Zoos, die den Menschen das Wissen über Tiere vermitteln.
Unterstützung leistet der Verein in erster Linie für die Drill Auffangstationen von Pandrillus in Nigeria und Kamerun. Zwei amerikanische Biologen, Liza Gazby und Peter Jenkins, waren 1988 beruflich in Nigeria und sahen auf einem Markt einen kleinen Drill illegal zum Verkauf. Dieses heute noch lebende Weibchen wurde mitgenommen und bildete den Startpunkt für ein beispielloses Artenschutzprojekt.
Wenn heute Neuzugänge – weiterhin sind dies illegal gehaltene oder zum Verkauf gestellte Drills, die vom Staat konfisziert wurden – zu Pandrillus gebracht werden, durchlaufen sie zunächst eine Quarantänestation, die von Rettet den Drill mitfinanziert wurde. Alleine im vergangenen Jahr waren es 23 Tiere allein in Nigeria, die dort untergebracht wurden. Insgesamt unterhält die Organisation sechs verschiedene Anlagen mit einer Größe von insgesamt 20 Hektar, wobei auf der größten 7 Hektar großen Anlage etwa 200 Drills leben. Ziel ist die Freilassung ins Afi Mountain Schutzgebiet. Etwa 60 Tiere können allerdings nicht mehr in der freien Wildbahn unterkommen und werden ihr Leben auf der Drill Ranch verbringen.
Von der Arbeit vor Ort hat sich Kathrin Paulsen bereits mehrfach ein Bild gemacht, dazu gehen bei Rettet den Drill regelmäßig Berichte ein, so dass ein Monitoring über die Mittelverwendung erfolgt. Ein wichtiges Anliegen für beide Organisationen ist es, dass die lokale Bevölkerung mit einbezogen wird. So können Schulklassen die Arbeit vor Ort besuchen, um einen Eindruck von der Arbeit zu bekommen und auch über die Wichtigkeit des Natur- und Artenschutzes zu lernen. Zudem findet der Futteranbau für die Tiere in den nahegelegenen Siedlungen statt, so dass die Einheimischen durch den Ankauf der Futtermittel ihren Erwerb beziehen und dadurch direkt sehen, dass die Unterstützung der Arbeit für ihren Unterhalt sorgt.
Der Besuch in Hannover hat meinen Eindruck bestärkt, dass es sich bei dieser relativ kleinen Initiative um ein stark durchdachtes und äußerst unterstützenswertes Projekt handelt.