Wer Tiger in freier Wildbahn sehen möchte, hat in Indien dafür die besten Chancen. Der dort vorkommende Bengaltiger existiert noch 2.600 mal in der Natur, mit Abstand die größte Anzahl an Tigern weltweit. Durch die Jagd fiel der Bestand von einst 40.000 Tieren auf 1.800 Exemplare in den 70ern zurück, ehe Staatschefin Indira Gandhi die Tiere unter Schutz stellte, wodurch sich die Bestände langsam erholten. Der Bengal- oder auch Königstiger bildet die Basis für die gelegentlich in der Öffentlichkeit stehenden weißen Tiger. Alle diese Tiere gehen auf ein gefangenes Exemplar zurück und sind oft mit anderen Unterarten durchkreuzt – es besteht also ein hoher Inzuchtfaktor, dazu handelt es sich nicht um unterartreine Tiere. Die Haltungen weißer Tiger kann man daher eher dem Bereich Sensationspräsentation als seriöser Arterhaltung zuordnen.
Platz ohne Ende in Sibirien und doch existieren vom Sibirischen Tiger kaum noch mehr als 500 Tiere in freier Natur – und selbst damit ist er die am zweitmeisten vorkommende Tigerart. Die Anzahl der Tiere ist dabei schon ein Erfolg, denn die Zahl ging mal bis auf 30-40 Tiere zurück. Der größte aller Tiger ist die am Nördlichsten lebende Form, die gut vor Kälte geschützt ist und damit auch bei Zoos sehr beliebt, da am einfachsten zu halten. Dadurch gibt es für den Amurtiger auch eine ausreichende Reservehaltung in Zoos, deren Nachwuchs man bei Bedarf auswildern könnte. Das Problem der Tigerart ist der schwindende Lebensraum, verbunden mit dem großen Territorium, das ein Tier benötigt, ist die Anzahl an freilebenden Tieren begrenzt.
Während die oben genannten Unterarten „nur“ als „stark gefährdet“ gelistet werden, gehen wir bei allen anderen Arten in den Bereich „vom Aussterben bedroht“. Grund sind weiterhin sinkende Zahlen bei nur geringem Bestand.
Das dritthäufigste Vorkommen weist der Sumatratiger auf, der sich am deutlichsten von allen anderen Arten unterscheidet, etwa 370 Exemplare leben noch in der Wildnis. Er lebt endemisch auf der Insel Sumatra und ist damit genetisch von allen anderen Arten abgeschnitten. So verfügt er über Schwimmhäute zwischen den Zehen, was ihm zum exzellenten Schwimmer macht. Probleme hat die kleinste Tigerart wegen illegaler Jagd zu pseudomedizinischen Zwecken in Ostasien, dazu wird sein Lebensraum für Palmöl und Papierindustrie zerstört. Das Roden der Wälder führt auch zu einem Rückgang der Beutetiere, die er zum Überleben benötigt.
Der Malaiische oder Malaysiatiger kommt noch etwa 250mal in der freien Natur vor. Die Schutzbemühungen des Staats sind kaum vorhanden und beschränken sich darauf, den Mensch-Tier-Konflikt einzudämmen. Durch schwindenden Lebensraum dringen die Tiger in menschliche Siedlungen vor und reißen Nutzvieh, was für die betreffenden Bauern eine Gefahr für die wirtschaftliche Existenz bedeutet. Als Resultat gehen sie auf Tigerjagd. Ohne Eingriffsbemühungen des Staats ist das Aussterben dieser Art im Grunde nur eine Frage der Zeit.
Noch weniger Exemplare gibt es vom Indochinesischen Tiger, von dem es etwa 200 Tiere gibt. Auch in diesem Gebiet gibt es wenig Schutz für die Tiere, die zudem noch für ostasiatische Medizin bejagt werden. Das größte Problem aber ist der enorme Bevölkerungszuwachs in Südostasien. Nur das unwegsame Gelände, in dem er lebt, schützt ihn bislang vor dem Aussterben. Der indochinesische und der Malaysiatiger weisen genetisch große Übereinstimmungen auf und werden teilweise als eine Art angesehen.
Der Südchinesische Tiger ist in freier Wildbahn vermutlich ausgestorben. In den 50ern gab es noch 4.000 Tiere, doch die letzten Spuren datieren mittlerweile 20 Jahre zurück. Etwa 70 Tiere leben noch in chinesischen Zoos und eine Organisation in Südafrika versucht Tiere zu züchten und wieder auszuwildern, doch dürfte der Bestand zu gering sein, dass man die Art in freier Natur noch retten kann.