Lisztaffen sind eine kleine Krallenaffenart, die ausschließlich in Wäldern in der Nähe der Karibikküste Kolumbiens vorkommen. Ihre markante Frisur gab ihr den deutschen Namen Lisztaffe – in Erinnerung an den Komponisten Franz Liszt, der eine ähnliche Haarpracht aufzuweisen hatte. Im Englischen war man nicht ganz so kreativ, aber immerhin hat es wegen der Ähnlichkeit zu den Kapseln einer Baumwollpflanze dort zum Cotton-top tamarin gereicht.
Die Verniedlichung wegen ihrer Größe und der prägnanten Frisur darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Art akut vom Aussterben bedroht ist. In zoologischen Einrichtungen sind Lisztaffen relativ häufig zu finden, aber in ihrem ursprünglichen Lebensraum schätzt man den Bestand auf nur noch 6.000 Tiere. Früher war der Fang als Labor- und Haustiere das größte Problem der Art – man geht von 40.000 Tieren aus, die dafür exportiert wurden. Heute ist es der drastisch schwindende Lebensraum, über drei Viertel ihres ursprünglichen Lebensraums sind zerstört, vornehmlich für Weideland, Holzgewinnung und die Ansiedlung von Palmölplantagen. Ohne Wälder können die kleinen auf Bäume angewiesenen Affen nicht existieren. Drei Schutzwälder sind ausgewiesen, der Populationsschwund wird dennoch auf 80% innerhalb von nur 20 Jahren eingeschätzt!
Lisztaffen leben in kleinen Familiengruppen von bis zu neun Tieren zusammen. An ihrer Spitze steht ein monogames Paar, ihrem Nachwuchs und unterrangigen Tieren. Zweimal jährlich kommen zwei Babys zur Welt, Weibchen werden nach gut anderthalb Jahren, Männchen nach zwei Jahren geschlechtsreif. Die Männchen beteiligen sich aktiv an der Aufzucht der Jungtiere. Ganz altruistisch ist die Hilfsbereitschaft allerdings nicht. Das Familienoberhaupt hat ein Interesse an möglichst rascher Verbreitung seiner Gene und durch die Entlastung des Weibchens kann dies schneller wieder tragend werden. Die untergeordneten Männchen profitieren bei ihrer Mithilfe durch eine gestiegene Stellung und Bindung. Gruppenmitglieder, die Hilfe verwehren, sinken dagegen im Standing und werden mitunter an den Rand der Gruppe gedrängt. Eine Familie beansprucht bis zu 10 Hektar Wald für sich. Ihre Nahrung besteht aus Insekten, Früchten, kleinen Wirbeltieren und Baumsäften.
ARTENPROFIL
Art: | Lisztaffe |
Unterart: | – |
Wissenschaftl. Name | Sanguinus oedipus |
Vorkommen: | Kolumbien |
IUCN Status: | vom Aussterben bedroht |
Nachwuchs: | zwei Jungtiere, zweimal jährlich |
Ernährung: | Insekten, Früchte, Baumsäfte, kleine Wirbeltiere |
Feinde: | vor allem der Mensch; im Tierreich Katzen, Marder, Greifvögel, Schlangen, |
Lebenserwartung: | ca 12 Jahre in der Natur, ca 18 Jahre in Zoos |